Eisenbahn Journal 2002-12.pdf

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EJ 12/2002
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Editorial
Wer zum Jahresende 2002 Geschichten aus dem Jahre 2001 erzählen will,
der wird im Allgemeinen wenig Gehör finden. Was gestern passierte, ist
heute in aller Regel schon kalter Kaffee. Anders, wenn es sich um die
Firma Märklin handelt. Als (leider) einziges Unternehmen der Branche
gibt sie allherbstlich und ausführlich über ihre Geschäfte Auskunft –
allerdings immer über die des Vorjahres.
Diesmal waren die Märklin-Zahlen mit besonderer Spannung erwartet
worden. Zur Erinnerung: 2000 war Märklin nach acht Jahren kräftigen
Wachstums mit einem zehnprozentigen Umsatzminus drastisch
eingebrochen. Zudem war 2001 kein Jahr wie die Jahre davor: Eine
stagnierende Wirtschaft mit hoher Arbeitslosigkeit und die massive
Vernichtung von Vermögen durch die Aktienkrise steckten den düsteren
Rahmen. Dazu schrieben die brennenden Türme des World Trade
Centers ein Menetekel in den Himmel – justament zu Beginn des für das
Wohl und Wehe der Modellbahnbranche entscheidenden letzten
Jahresviertels. Alles Bedingungen, die einem Hobby-Produkt wie
Modellbahn nichts Gutes verhießen.
Doch nichts dergleichen geschah. Als ob sich die heile Welt der kleinen
Anlagen auf die reale übertragen hätte, legte die Modellbahn- und
Zubehör-Branche in Deutschland inmitten eines schrumpfenden
Spielwarenmarktes (je nach Quelle minus 0,4 bis minus 4,6%) um 8,9%
auf 244 Millionen Euro zu. Die Märklin-Holding (Märklin, Trix und der
Modellbahn-Welt-Verlag) wetzte die Vorjahres-Scharte aus, machte
10% Umsatz gut und übertraf damit das Rekordergebnis von 1999
leicht: 163,9 Millionen Euro waren es 2001. Auch mit dem Gewinn
zeigte sich der neue Chef-Geschäftsführer Paul Adams zufrieden. In
diesem Jahr und 2003 will er den Ertrag aber noch steigern.
Überraschend optimistisch auch die Prognose des Märklin-Mannes für
das laufende Jahr: Trotz Teurofrust und Arbeitsmarktmisere erwartet er
für die ganze Branche Umsätze leicht über dem Niveau von 2001. Bei
Märklin lagen sie in den ersten drei Quartalen 2002 sogar über denen
des guten Vorjahres. Insgesamt werde sein Unternehmen heuer und
2003 jeweils zwischen einem und drei Prozent zulegen, prognostizierte
Adams, und das bei einem schrumpfenden Gesamtmarkt.
Erreichen will Adams dieses Ziel vor allem durch Einsparungen und einen
verstärkten Export. So werde die Zahl der Farb- und Formvarianten unter
den Neuheiten bis 2004 wie von 2001 auf 2002 um weitere 20%
zurückgefahren. Die Zahl der echten Formneuheiten solle dagegen stabil
bleiben. Beim Export setzt Märklin in erster Linie auf die USA. Vom 459-
Millionen-Dollar-Kuchen des US-Modellbahnmarktes will sich der dortige
Nischenanbieter einen Anteil von 5 bis 10% erobern – in erster Linie
durch die Gleichstromtochter Trix. Exportchancen erhofft sich Märklin
auch in Asien, vor allem China, wo das Interesse an Luxusgütern rasch
zunehme.
In Deutschland und Europa setzt die Firma auf Technik. Mit fast
400 000 verkauften Zentraleinheiten sei eine solide Basis für einen
weiteren Ausbau beider Digitalsysteme geschaffen, also auch von
Selectrix. Ein guter Teil der Investitionssumme von 18,4 Millionen Euro
(plus 15%) ging in entsprechende Entwicklungen.
Der nach eigenen Angaben größte und bekannteste Modellbahnhersteller
der Welt scheint also die Delle von 2000 gut verkraftet zu haben. Auch
die übrige Modellbahn- und Zubehörindustrie ist gut über die Runden
gekommen – bislang jedenfalls. Immerhin konnten sich die Firmen in
den vergangenen guten Jahren einigen Speck anfressen. Davon ließe es
sich zehren, sollte die gesamtwirtschaftliche Situation auf die Welt der
kleinen Bahnen durchschlagen. Bislang haben sich die Unternehmen der
Branche ja als bemerkenswert solide erwiesen. Allen voran die beiden
größten, Märklin und Roco, haben frisches Blut in ihr Management
gebracht, die Organisation gestrafft und Kosten gesenkt. Nun wenden
sie sich neuen Zielen zu. Auch Roco will ja sein US-Engagement
beträchtlich stärken. Dass beide Firmen in Asien neue Kunden suchen
werden, dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Von Konkurrent Bachmann
sind Modelle nach chinesischen Vorbildern ja bereits im Handel.
Warm anziehen müssen sich die anderen Firmen, vor allem diejenigen,
die ihre betriebswirtschaftlichen Hausaufgaben noch nicht gemacht
haben. Im teuren Wettstreit um immer neue Digital-Raffinessen haben
die Kleinen zwar wenig Chancen. Interessante Produkte,
kostenbewusstes Wirtschaften und ein gutes Marketing eröffnen aber
auch ihnen Perspektiven. Man wird sehen!
Dampflok-Historie: Der Öl-Jumbo der Reihe 44 der DR und sein neues
Roco-Modell in H0, von Franz Rittig und Christoph Kutter, ab Seite 10
Inhalt
Vorbild
Nacht-Impressionen aus Chemnitz-Hilbersdorf:
Smoke Gets to the Stars
6
Dampflok-Historie:
Der Öl-Jumbo
10
Baureihe 219:
Abgetaucht
20
Eurocity-Verkehr:
Am Gotthard endet eine Ära
26
Plandampf:
Im Takt gefeuert
28
Länderbahn-Lokporträt:
Die Klasse AD
32
Rübelandbahn:
Rückfall-Gefahr
38
Titel: Öl-Jumbo in Vorbild und Modell (ab Seite 10). Rocos brand-
neue H0-44er der DR mit Witteblechen und Öltender präsentiert sich
vor dem ebenfalls neuen Auhagen-Bausatz Neupreußen (ab Seite 62).
Abb.: EJ-Christoph Kutter
Super-Anlage: Rügensche Kleinbahn mit Bahnhof Trent in 1:87,
von Wolfgang Fröwis und Reiner Hoppe, ab Seite 68
C HRISTOPH K UTTER
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Lokomotiv-Abschied: Der Rückzug der Baureihe 219 aus dem DB AG-
Land, von Michael Hempel und Thomas Spreer, ab Seite 20
Vorbild und Modell: Fahrzeugporträt der wü. Klasse AD (Reihe 13.16) im
Original und in H0, von Horst J. Obermayer/Christoph Kutter, ab Seite 34
Modell
Rubriken
Rocos H0-Modell der DR-Öl-44er:
Jumbolinchen
18
Bahn-Notizen
40
Das H0-Modell der AD:
Brawas schöne Unbekannte
Modell-Neuheiten
50
36
Mini-Markt
96
ETA 177 in H0 von Liliput-Bachmann:
Wittfelds Wiederkehr
58
Auktionen • Börsen • Märkte
105
VT 11.5 in H0 von Märklin:
Edel-Express
60
Fachhändler-Adressen
106
Neuer Bahnhof: „Neupreußen“ von Auhagen in H0
Doppel-Erfolg
62
Impressum
108
7. EJ-Modellbau-Wettbewerb:
Winterreise nach Krummenohl
64
Sonderfahrten und Veranstaltungen
110
Nach Norden:
Trent – der letzte Bahnhof vor der Fähre
68
Bücherecke
111
H0m-Anlage nach RhB-Motiven:
Im Tal des letzten Bären
76
Bestellkarten zum Heraustrennen
115
Faszination Gotthardbahn
80
Quattro Stagione, Folge 20:
Stützmauerbau mit Gipsteilen
82
Das Bahnbetriebswerk im Modell
86
Abbildungen dieser Doppelseite:
Udo Geum, Michael Hempel, Helmut Griebl,
Helge Scholz, Bruno Kaiser, Martin Brendel
Serie „Schmiedeberg 1924“, Teil 11:
„Zur Heiligen Dreieinigkeit“
88
Anlagenbau: QUATTRO IV, Teil 1 – Arkaden- und Mauergestaltung,
von Bruno Kaiser, ab Seite 82
Gebäudebau: Schmiedeberg – eine H0-Kirche entsteht im Selbstbau,
von Martin Brendel, ab Seite 88
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Am Hilbersdorfer Heizhaus zu
Chemnitz gaben sich
Maschinen der Baureihe 52 ein
Stelldichein. Es galt Geburts-
tag zu feiern, denn von 60
Jahren rollten die ersten
Vertreterinnen aus den
Werkhallen und eroberten das
deutsche Schienennetz. Nur
wenige haben bis in unsere
Tage überlebt und in Museen
und bei Vereinen liebevolle
Pflege gefunden. Ob unter
Dampf oder als Exponat im
stilechten Ambiente immer
wieder im Zentrum des
Interesses, wie auch „Gratulan-
tin“ 44 1338.
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SMOKE
GETS
TO THE STARS
B ILDER UND T EXT VON H ELGE S CHOLZ
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