Eisenbahn Journal 2002-04.pdf

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Schlug man in den vergangenen Monaten die Wirtschaftsseiten der
Tageszeitungen auf, so konnte man sicher sein, vorwiegend Nega-
tivmeldungen präsentiert zu bekommen: immer mehr Arbeitslose,
eine lahme Konjunktur, Geldmangel allerorten, dümpelnde Aktien-
kurse. Dazu Politiker, die sich bevorzugt über K-Fragen, V-Männer
und allerlei Albernheiten streiten. Deutschland – Frustland?
Nicht für die Modellbahnindustrie: Das Geschäft mit der kleinen
Idylle lief 2001 blendend. Für heuer lassen die auf der Spielwaren-
messe in Nürnberg abgeschlossenen Bestellungen des Handels
Ähnliches erwarten. Nach Angaben des Verbands der Spielwarenin-
dustrie legte die Modellbahnbranche (inklusive Zubehör) von 2000
auf 2001 um satte 11,8% zu und setzte im vergangenen Jahr rund
435 Millionen Euro um. Der Gesamt-Spielzeugmarkt mit einem
Umsatzvolumen von 3,2 Milliarden Euro blieb dagegen auf dem
Niveau von 2000 hängen. Grund war vor allem, dass Kassenschla-
ger wie Pokemon und Aluroller letztes Jahr fehlten.
Das Mehrgeschäft im vergangenen Jahr hat sich offenbar recht
gleichmäßig verteilt. Branchenriese Märklin konnte den Einbruch
von 2000 wettmachen und wird „in jedem Fall wieder zweistellig“
wachsen. Auch Piko gab ein Plus in diesem Bereich bekannt. Von
Faller und Roco war auf Nachfrage Gleiches zu hören. Schon fast
mickrig muten in einem solchen Umfeld die 5,7% mehr von
Fleischmann an, wo mit ca. 5% weniger Beschäftigten (jetzt 500)
letztes Jahr 29,7 Millionen Euro umgesetzt wurden. In anderen
Branchen würde man angesichts eines solchen Zuwachses freilich
vor Freude Purzelbäume schlagen.
Sucht man nach Gründen dieser dem wirtschaftlichen Trend so
deutlich entgegenlaufenden Entwicklung, so werden einem von
Industrie- und Verbandsseite vor allem zwei genannt: Eine Renais-
sance der traditionellen Qualitäts-Spielwaren (im Gegensatz z.B. zu
gewaltverherrlichenden und kurzlebigen Videospielen) und eine
damit einhergehende Tendenz zu so genannten „Vater-und-Sohn-
Themen“, Spielzeug also, das Eltern und Kinder gemeinsam nutzen.
Neben der Modellbahn kam dieser Trend auch dem übrigen Modell-
bau sowie sehr stark Autorennbahnen zugute. Sicherlich gibt auch
das wieder positivere Image der großen Bahn mit vielen neuen
Zügen in attraktivem Design der kleinen Bahn Schub.
Kräftig profitieren dürfte die Modellbahn zudem von der Entwick-
lung der Vermögensverhältnisse in Deutschland: Immer mehr
Menschen kommen in relativ jungen Jahren zu viel Geld – sei es
durch hochbezahlte Stellen, sei es durch Erbschaft. Die glänzenden
Verkaufszahlen von Autoherstellern wie Porsche, BMW und Audi
sprechen eine deutliche Sprache. Für diese Bevölkerungsschicht ist
eine (Großserien-)Lok für 300 Euro ein Klacks. Sie ist bereit, für
optische und vor allem technische Raffinessen viel Geld hinzublät-
tern: Modellbahn als Prestigeprodukt. Wer die Neuheitenprospekte
dieser Saison liest, weiß, wohin die Reise geht: Roco stattet acht
Modelle neu mit den ebenso feinen wie kostspieligen Sound-
Dekodern aus, Fleischmann zwei, Brawa eines. Märklins Neuheiten-
sortiment 2002 besteht in H0 fast nur noch aus Digitalmodellen.
Wer sich die 300 Euro hingegen übers Jahr zusammenkratzen muss,
fällt bei dieser Entwicklung fast durch den Rost – wer die 300 Euro
zum Leben braucht, ohnehin. Doch auch in diesen Bevölkerungs-
schichten gibt es Modellbahnfreunde, vermutlich sogar mehr als bei
den sogenannten Besserverdienenden. Der Erfolg von Pikos preis-
günstigem Hobby-Sortiment sollte zu denken geben. In Salzburg hat
man es schon getan: Roco wird dieses Jahr nicht nur mit Edelmodel-
len um die Gunst der Kunden werben, sondern auch mit einer
Startpackung für 49 Euro. Bravo!
Fahrzeug-Geschichte: 50 Jahre Eierköpfe der Deutschen Bundesbahn,
von Konrad Koschinski, ab Seite 10
Kleinbahn-Szenen vor der Wende:
Zittauer Poesie
6
50 Jahre VT 08.5 & Co.:
Wie aus dem Ei gepellt
10
Wagen-Porträt in Vorbild und Modell:
DB-Doppeldecker anno ’50
18
Die KEL-Projekte 1 bis 4:
Kriegslokomotiven
22
Die Obere Ruhrtalbahn Hagen–Warburg:
Wieder aufwärts?
26
Schweizer Ellok-Historie:
Die Gotthard-Giganten
32
Titel: Kaum zu glauben aber Modell: Passend zu unserer neuesten
Sonderbroschüre Super-Anlagen „Steilrampenbetrieb“ fährt eine
95er aus Richtung Probstzella gerade in den Bahnhof Lauscha ein –
zu erleben auf der H0-Anlage des Ostthüringer Modellbahnclubs
(siehe auch Seite 54 ff). Abb.: Helge Scholz
Super-Anlage: Patinierte Fahrzeuge auf Modulen unterwegs, vom
Modelspoor Collectief, Niederlande, ab Seite 64
Christoph Kutter
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Strecken-Geschichte: Auf und Ab im oberen Ruhrtal zwischen Hagen
und Warburg, von Stefan Ponzlet, ab Seite 26
Schweizer Lok-Historie: Die Gotthard-Giganten im elektrischen Betrieb,
von Beat Moser, ab Seite 32
Die DB-Doppeldecker anno ’50 im 1:87-Modell
21
Bahn-Notizen
36
Neuer 1:87-Bausatz von Weinert:
Talbot-Triebwagen Typ „Eifel“
Modell-Neuheiten
48
52
Zwei Steilrampen-Anlagen: Volldampf am Berg!
54
EJ-Messe-Preisrätsel 2002:
Die Auflösung
94
7. EJ-Modellbau-Wettbewerb:
Fränkische Fantasie
56
Mini-Markt
96
Gebirgsbahn mit 27‰ Steigung des Modelspoor Collectief:
Steil bergan!
Auktionen • Börsen • Märkte
103
64
Dreidimensionales Planen am Beispiel von WinTrack 5.1:
Anlagenplanung der dritten Art
Fachhändler-Adressen
104
70
Impressum
106
Serie „Schmiedeberg 1924“, Teil 7:
Auf dem Bahnhof
74
Neue Bücher
108
Die EJ-Marktübersicht: H0-Bahnsteige
80
Sonderfahrten und Veranstaltungen
109
Auhagens „Erfurt“ als Grundlage:
Variationen eines Stellwerks
84
Typenblatt:
Baureihe 25, Personenzuglokomotive, DR
111
193 012: Ein Ellok-Sonderling auf Piko-Basis:
Fast ein Feierabend-Umbau
88
H0-Zubehör für die Epochen I bis III:
Bayrische Signaltafeln
90
Abbildungen dieser Doppelseite:
MAN/Slg. Neddermeyer, Ludwig Rotthowe, Klaus Eckert,
Helge Scholz, Hermann Merker, Bruno Kaiser
Fachwerkhäuser selbst gebaut:
Mit Pappe, Holz und Gips
92
Anlagen-Planung: Der Computer macht’s möglich: Modellbahn ohne
Anlage, von Hermann Merker, ab Seite 70
Marktübersicht: H0-Bahnsteige aller Epochen und Hersteller,
von Bruno Kaiser, ab Seite 80
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6 Eisenbahn-Journal 4/2002
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Dienstpause in Kurort
Jonsdorf – auf angenehme
Art kunterbunt und
behaglich. Auch der
Warteraum in Bertsdorf
rührt die Gefühlswelt an.
Im Februar 1989 ist
unsensibler Zeitgeist eben
noch weit entfernt.
Nur gedämpft farbig, aber
stimmig. In der dichten
Atmosphäre der DDR-
Kleinbahn-Tage war die
Dampflok nicht wie heute
das alleinige Objekt der
Fotografen-Begierde,
sondern ein Einzel-
element im harmonischen
Gesamtgefüge von Mensch,
Region und Bahn.
Links in Zittau, oben Mitte
in Zittau-Vorstadt und
Fahrdienstleiter in Zittau.
„I N DIE Z ONE REISEN “, hieß es einst, wollte
man als Eisenbahnfreund und -fotograf das
Besondere erleben. Und „das Besondere“ war
für mich damals die Zittauer Kleinbahn, die
ZOJE.
Was war es nun, das die einmalige dicht
gepackte Atmosphäre jener Zeit kennzeichne-
te? Die Dampflok selbst war nur ein wichtiges
Accessoire; entscheidend bei dieser „Modell-
bahn im Großen“ war das stimmige Zusam-
menwirken vieler Einzelelemente: harmoni-
sche Ortsbilder mit viel Filigranem und
ebensolchen Elementen der Bahn, warm
schimmerndes Licht des Nachts, wohlklingen-
de Stationsnamen wie Olbersdorf-Oberdorf
oder Oybin-Niederdorf, ständig umgeben von
mit Kohlengeruch durchsetzter Luft und
schließlich die preußisch-dienstbeflissenen
Eisenbahner in ihren teilweise historisch
wirkenden Uniformen. Passend dazu die
gedämpften Farben, vieles eingegraut,
geschwärzt oder verstaubt, manches zersplit-
tert, verrottend.
In allem spiegelte sich der Charakter der
Vorkriegsreichsbahn, des Industriezeitalters
und der reizvolle Stillstand der Zeit. Der
Vergleich mit dem Speicher eines alten
Hauses, in dem es so viel zu entdecken gibt,
drängte sich auf.
Angenehm auch der Eindruck einer noch
wirklich intensiv benutzten Eisenbahn. Stets
gut gefüllte Züge, obwohl sie mit der Zeit
recht großzügig umging! Zwanzig Minuten
Eisenbahn-Journal 4/2002 7
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