Bill Fitzhugh - McJesus.pdf

(754 KB) Pobierz
895923630.001.png
Autor
Bill Fitzhugh, geboren 1957, arbeitet als Journalist und
Drehbuchautor bei Film und Fernsehen. Sowohl sein Roman
Der Kammerjäger als auch McJesus werden verfilmt. Bill
Fitzhugh lebt in Los Angeles.
Ich widme dieses Buch meinen Geschwistern John, Ann,
Mike und Liz, die wie ich die katholische Schule überlebten
und mich großartig unterstützen – und, jetzt und immerdar,
Kendall.
In die Kirche gehen macht ebenso wenig zum Christen, wie
der Besuch einer Autowerkstätte zum Auto macht.
LAURENCE J. PETER
1
Geduckt hinter einem gewaltigen Laster, hatte Dan Steele nur
einen Gedanken. »Wie zum Teufel ist sie an die Kanone
gekommen?«
Der Mann in dem weißen Jackett, der sich neben ihm hinter
dem Laster versteckte, zuckte die Schultern. »Woher soll ich
das wissen? Wir sind in L.A.«
Dan zupfte an seinem Kinnbart, während er überlegte, was er
mit dieser Frau machen sollte, die im Pflegeheim eine Geisel
genommen hatte und sich jetzt mit einer Waffe hinter dem
Steuer eines Sechszylinder-Pontiac verschanzte. Dan hatte in
seinem Job täglich mit Krisen zu tun; und gewöhnlich war er
ruhig und konzentriert, wenn irgendwo Sand ins Getriebe kam,
aber das hier war ein anderes Kaliber. Das hier schien Dan
persönlich zu nehmen.
Es war erst kurz nach zehn, aber bereits dreißig Grad heiß.
Celsius. Für das San Fernando Valley bedeutete das: ein neuer
elender Tag mit gelbbrauner Heißluft und zu erwartendem
Smogalarm. Dan richtete sich vorsichtig auf, bis er sich im
Seitenspiegel des Lasters sehen konnte. Dass er wie ein
verschwitzter Cop in einem guten Anzug aussah, fand er den
Umständen angemessen, obwohl er in Wirklichkeit Kreativ-
direktor einer Werbeagentur war.
Äußerlich betrachtet war Dan ein Typ, den man bei einer
Bierwerbung mit kickenden Fußballern sehen würde, im
Gegensatz zu den weniger gut aussehenden Mitspielern, die
nur als Spot-Hintergrund dienen würden. Im College zählte er
zu den guten Schwimmern. Inzwischen hatte er ein bisschen
Fett angesetzt, aber Schwimmringe hatte er nicht. Die
bogenförmigen Stirnfalten, die wie kleine Wellen von seinen
4
Augenbrauen ausgingen, ließen ihn wie einen fröhlichen
Menschen aussehen, auch wenn das im Augenblick nicht seiner
Stimmung entsprach.
Sein dunkles Haar war modisch gestylt. Mit einem passablen
Körper, einer gepflegten Erscheinung und einem nicht zu
knappen Einkommen schien Dan alles zu haben, was das Herz
begehrt. Doch er war lange genug in der Werbebranche, um
besser als mancher andere zu wissen, dass die Dinge nicht
immer das waren, was sie zu sein schienen.
Er schob die Armani-Sonnenbrille auf seinem glatten
Nasenrücken ein Stückchen höher. Dann blickte er schnell über
die Motorhaube des Tracks. Die Frau und ihre Geisel waren
zehn Meter entfernt. Dan duckte sich wieder und wandte sich
an den Mann in dem weißen Jackett. »Okay, wir machen es
so«, sagte Dan, als führte er hier das Kommando. »Ich lenke
sie ab. Sie schnappen sie sich.«
» Sie schnappen sie.«
Dan verhehlte nicht seine Verärgerung. Was bildete sich
dieser Sechs-Dollar-die-Stunde-Knilch ein? Aus Gewohnheit
taxierte er den Mann nach Marketing-Lifestyle-Segmenten:
ledig, Highschool-Abschluss, Mietshauswohnung, häuslicher
Biertrinker, Sportsendungen, untere Mittelklasse, Nichtwähler
– ein perfektes Exemplar aus der Gruppe, die im
Werbegeschäft »langweilige Stadt-Singles« hießen. Und war
das gegenwärtige Szenario nicht ein perfektes Beispiel dafür,
warum demografische Unterscheidungen überhaupt gemacht
wurden? Leute wie Dan Steele rannten nicht hinter Lastwagen
hervor, um bewaffnete Verrückte zu überwältigen. Das war
eine Aufgabe für gemietete Polizisten und andere ehrgeizige
Kleinverdiener. Leider teilte der Mann in dem weißen Jackett
Dans sozialdarwinistische Ansichten nicht, und Dan saß in der
Patsche.
5
Zgłoś jeśli naruszono regulamin