Joachim Friedrich - 4,5 Freunde - und die Fahndung nach dem Schuldirektor.pdf

(2072 KB) Pobierz
831520232.003.png
Mit Bildern
von
Regina Kehn
831520232.004.png 831520232.005.png 831520232.006.png 831520232.001.png
1. Kapitel
der Akte Schuldirektor
Ich stand am Fenster meiner New Yorker Wohnung und
sah auf die brodelnde Stadt hinunter. Der letzte Fall saß
mir noch in den Knochen. Es war wieder ein hartes Stück
Arbeit gewesen. Die Gangster hatten alles darangesetzt,
mich aufzuhalten. Doch was die Polizei mit ihren Fahn-
dungsmethoden, ihren Spürhunden und der neuesten
Technik nicht geschafft hatte, war mir mit Intelligenz und
Unerschrockenheit gelungen: Ich hatte die schöne Tochter
des Multimillionärs aus den Klauen der Entführer befreit.
3
831520232.002.png
Ihr Vater würde sich wahrscheinlich als großzügig erwei-
sen, wenn es um meinen Honorarscheck ging. Doch auf
das Geld kam es mir nicht an. Davon hatte ich genug. Der
dankbare Blick seiner Tochter, als ich sie, unter Einsatz
meines Lebens, befreit hatte, war viel mehr wert.
Sie war nicht sehr groß, dafür aber eine Schönheit. Ihr
blondes, gelocktes Haar fiel ihr bis weit über die Schulter.
Der Blick aus ihren tiefen blauen Augen ließ Eis zum
Schmelzen bringen. Doch das Schönste an ihr war ihr La-
chen. Das brachte sogar einen hartgesottenen Privatdetek-
tiv wie mich aus der Fassung. Dabei blitzten ihre blüten-
weißen Zähne und sie kräuselte ihre kleine Nase, was die
Sommersprossen auf ihrer Nasenspitze geradezu zum
Leuchten brachte. Es waren fünf. Die fünf schönsten Som-
mersprossen dieser Erde.
Ich erschrak bei diesem Gedanken. Was war mit mir ge-
schehen? Hatte ich gegen die wichtigste Grundregel jedes
Privatdetektivs verstoßen und mich in meine Klientin ver-
liebt? Ich kämpfte dagegen an, doch wie lange noch würde
ich ihr widerstehen können?
Ihr Vater wollte am Wochenende ein großes Fest geben -
mir zu Ehren. Die vielen Prominenten aus Film und Show-
business, die er eingeladen hatte, würden mich kalt lassen.
Meine ganze Aufmerksamkeit gehörte ihr. Doch was wür-
de sie tun? Würde sie mich wieder so ansehen? Würde sie
mich wieder so anlächeln? Was würde sie sagen?
»Eine Cola. Aber nicht wieder so ein lauwarmes Zeug, wie
beim letzten Mal. - Kalle! Eine Coolaaa!«
Nichts ist schlimmer, als wenn die ältere Schwester vor
einem steht, wenn man es nicht erwartet. Vor allem, wenn
es eine Schwester ist wie meine.
»Nicole!«, rief ich.
Sie drehte sich zu dem Typen um, der mit ihr gekommen
war. Ich kannte ihn. Es war Pitt. Nicole lernte zurzeit zu-
sammen mit ihm und Caro für eine Matheklausur.
Mir stockte das Herz. Caro war auch dabei!
Sie sah mich aus ihren tiefen, blauen Augen an und sie lä-
chelte sogar! Wie wundervoll weiß ihre Zähne waren.
»Hast du das gehört?«, fragte Nicole Pitt. »Mein kleiner
Bruder hat mich tatsächlich erkannt. Wir können den Not-
arzt wieder abbestellen.«
»Nicole!«, rief ich noch einmal. »Hör damit auf! Was
willst du?«
Ausgerechnet wenn Caro dabei war, musste sie mich so
blamieren! Die Klausur, die sie bald schreiben würden,
war wohl ziemlich schwer. Jedenfalls wurde Nicole nervö-
ser und unerträglicher, je näher der Termin der Arbeit
rückte.
Meine Schwester steckte ihren Kopf durch das Verkaufs-
fenster des Kiosks und trommelte mit ihren lackierten Fin-
gernägeln auf der kleinen Theke herum. »Ist das nicht der
Kiosk von Frau Pedell, der Mutter unseres Hausmeis-
ters?«, fragte sie mich.
»Ja, das weißt du doch.«
»Und arbeitest du hier nicht als Aushilfe, um dein
Taschengeld aufzubessern?«
»Ja!«, rief ich. »Das weißt du doch auch! Außerdem
braucht Steffi das Geld für ihren neuen Computer.«
Nicole zuckte mit den Schultern. »Meinetwegen. Jeden-
5
Zgłoś jeśli naruszono regulamin