Harvey, Sarah - Das Rosenhaus.pdf

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Für den einen, den ich liebe.
Für immer.
Übersetzung aus dem Englischen von
Marieke Heimburger
Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen
Buchausgabe
1. Auflage September 2011
ISBN 978-3-492-95190-6
© Sarah Monk 2011
Titel der englischen Originalausgabe:
»Pictures of Lily«
Deutschsprachige Ausgabe:
© Piper Verlag GmbH 2011
Umschlagkonzept: semper smile, München
Umschlaggestaltung: Eisele Grafik-Design, München
Umschlagmotiv: mauritius images / age
Datenkonvertierung: CPI – Clausen & Bosse, Leck
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P eter Trevethan war die fünf Stunden von Truro
nach Lon don ohne Pause durchgefahren. Er hatte
die Reise – wie alles in seinem Leben – mit einem
bestimmten Ziel vor Augen angetreten, und jede
Unterbrechung hätte ihn nur unnötig aufgehalten.
Als er dann im Londoner Berufsverkehr feststeckte,
ließ er mit der gewohnten Geduld und wie immer
gut gelaunt die CD ein ums andere Mal abspielen
und freute sich, dass der stockende Verkehr es ihm
erlaubte, mit den Fingern im Takt zur Musik aufs
Lenkrad zu trommeln. Es hatte ja doch keinen Sinn,
sich aufzuregen, er konnte ja nichts daran ändern.
Außerdem war es schon ein halbes Jahr her, seit er
zuletzt in London gewesen war, und die Betrieb-
samkeit der Metropole bescherte ihm ein wohliges
Kribbeln. Würde er immer noch täglich pendeln,
hätte er den Stau natürlich auch ertragen, aber viel-
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leicht nicht gerade mit dem Lächeln, das jetzt sein
jungenhaftes Gesicht zierte. Er sog die warme, bei-
ßende, schmutzige Londoner Luft ein und freute
sich auch daran, wie es nur jemand konnte, der lan-
ge genug weg gewesen war, um sich gründlich da-
von erholt zu haben.
Peter empfand einen Anflug von Bedauern, aus die-
ser Stadt weggezogen zu sein, in der er so viele Jahre
seines jungen Erwachsenenlebens verbracht hatte,
bereute seine Entscheidung aber nicht. Er bog in
den Ladbroke Grove ab und dann schließlich in die
kleine, ihm so vertraute Seitenstraße in Notting Hill,
wo sich die viktorianischen Häuser Schulter an
Schulter aufreihten und der Kampf um Parkplätze
zu erbitterten Fehden unter den nach außen so an-
ständigen Anwohnern führte. Als er mit etwas
Glück einen dieser kostbaren Plätze eroberte, be-
merkte er, dass sein bester Freund Liam bereits breit
lächelnd am Fenster seines Arbeitszimmers nach
ihm Ausschau hielt. Und dicht hinter ihm stand
auch schon Lily.
Nur wenige Sekunden später kamen beide aus dem
Haus gestürzt, um ihn zu begrüßen, und stritten
sich darum, wer ihm als Erstes um den Hals fallen
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durfte. Ihre unverhohlene Freude über seine An-
kunft machte ihm ein schlechtes Gewissen, weil sein
letzter Besuch so viele Monate her war. Natürlich
hatte das seine Gründe, aber die behielt er zunächst
für sich.
Nachdem er seine Tasche im Gästezimmer abge-
stellt hatte, nahm er an dem Tisch in Liams und Li-
lys kleiner, gemütlicher Küche Platz. Der geschnitz-
te Holzstuhl war einen Tick zu klein für seine mas-
sige Gestalt und darum ein wenig unbequem.
Peter räkelte sich und streckte seinen strapazierten
Rücken. Die Geräusche eines frühen Freitagabends
in London drangen über den winzigen Garten zu
ihnen herein – das ungeduldige Hupen der im Stau
stehenden Autos, das zum Glück weit entfernte
Schlagen eines Presslufthammers, die Sirene eines
Polizeifahrzeugs, das sich einen Weg durch den
zum Erliegen gekommenen Verkehr auf der Hol-
land Park Avenue bahnen wollte, das Geschrei von
Kindern, die sich vor ihrem mit zwei Pulloverhau-
fen markierten Tor über einen Elfmeter stritten.
Es war Anfang September. Der Sommer ging gerade
in einen wunderschönen Herbst über, und die Hor-
tensie im Garten bog ihre Zweige unter der Last der
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