Spektrum der Wissenschaft 2009 03.pdf

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EDITORIAL
EDITORIAL
Reinhard Breuer
Chefredakteur
Gibt es ein Gütesiegel
für Wissenschaft?
Zum Alltag in unserer Redaktion gehört es,
mit ungebetenen Zusendungen beglückt zu
werden. Regelmäßig erreichen uns mehr oder
weniger dicke Kuverts, in denen sich eng
beschriebene Manuskripte verbergen, oft
ergänzt um handgemalte Zeichnungen. Dazu
nicht selten die herrische Auforderung, das
Beigelegte unverzüglich zu publizieren. Biswei-
len ergeht sogar die Anweisung, sich zuvor mit
einem Anwalt in Verbindung zu setzen (bei dem
das Opus hinterlegt sei) und eine Schweigever-
plichtung zu unterschreiben.
Selbst dann bliebe ja immer noch die
Aufgabe, zu prüfen, ob es sich hier um solide
Wissenschaft handelt. Manchmal genügt ein
kurzer Blick, um festzustellen, wes Geistes Kind
der Einsender ist. Doch wirkliche Mühe machen
uns Texte, die sich nicht schon auf den ersten
Blick als verstiegene Spekulation entlarven. Wo
verläuft die Trennlinie zwischen seriöser
Forschung und Pseudowissenschaft? Und wie
unterscheidet man Unfug von einer neuen,
vielleicht sogar revolutionären Theorie?
Gern wird auf Sündenfälle der Vergangen-
heit verwiesen, wie etwa auf Alfred Wegeners
Hypothese von der Kontinentalverschiebung,
die jahrzehntelang von Fachleuten abgelehnt
wurde – bis sie sich schließlich als die »rich-
tige« Theorie durchsetzte.
Sir Karl Popper hat sich ausgiebig mit dieser
Trennlinie befasst. Dabei ging es ihm nicht, wie
der Wissenschaftsphilosoph einmal schrieb, um
die Frage »Wann ist eine Theorie wahr?« oder
»Wann ist eine Theorie akzeptabel?«. Vielmehr
wollte er zwischen Wissenschaft und Pseudo-
wissenschaft unterscheiden, »wohl wissend,
dass Wissenschaft oft irrt, und dass Pseudowis-
senschaft über die Wahrheit stolpern« könne.
Seitdem gilt als Kanon, dass sich Wissen-
schaft durch Widerlegbarkeit auszeichnet. Was
nicht widerlegbar sei, behaupte auch nichts
Überprüfbares und sei daher unwissenschaft-
lich. Als Beispiele für Pseudowissenschaft nann-
te Popper Astrologie, aber auch Marxismus,
Freuds Psychoanalyse und Alfred Adlers Indivi-
dualpsychologie. Hinzufügen könnte man heute
den Kreationismus und verwandte »Gottes-
beweise«. Unser Essay befasst sich diesmal mit
dem heutigen Status von Poppers Widerlegbar-
keitskriterium – denn die Praxis der Forschung
wird dem nicht immer gerecht (S. 72).
Autokrise allerorten: Kurzarbeit in den Werks-
hallen, volle Parkplätze bei den Händlern.
Keiner kauft mehr Neuwagen, der alte tut’s auch
noch eine Weile. Da, plötzlich geht ein Ruck
durch die Lande. Wie zuletzt auf der Detroiter
Autoshow präsentieren nun alle großen Auto-
irmen bislang stiefmütterlich behandelte
Alternativen – vor allem Elektroautos.
Liegt hier die mobile Zukunft? Unser Autor
Reinhard Löser hat sich angesehen, womit sich
die Branche retten will (S. 88).
Herzlich Ihr
3
SPEKTRUM DER WISSENSCHAFT · MÄRZ 2009
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Inhalt
aStronomie
& PhySik
Folgenschwere
solare superstürme
24
46
38
medizin & Biologie
neuen therapien bei Brustkrebs
medizin & Biologie
Der Ameisenforscher Bert Hölldobler
Aktuell
Astronomie & pHysik
meDizin & Biologie
24 r Solare Superstürme –
38 r therapeutische Fortschritte
10 Spektrogramm
Auch Bienen können zählen · Chirurgi­
sche Mikrohände · Halluzinogener Kaf­
fee · Feingefühl dank Fingerrillen u. a.
12 bild des Monats
Amtseinführung aus dem All
14 bose-einstein-kondensat
mit Swing
die verkannte Gefahr
Träte erneut ein großer Sonnensturm
wie 1859 auf, würde er unsere techni­
sierte Zivilisation hart trefen. Die
Schäden an Satelliten und Stromnetzen
dürften sich auf Dutzende Milliarden
Euro belaufen
bei brustkrebs
Die Heilungschancen haben sich schon
deutlich verbessert. Nächstes Ziel: eine
Behandlung, die auf den individuellen
Tumor zugeschnitten ist
Serie (teil iii) evolUtion
46 r Der Ameisenfreund
Schlichting!
32 Schnell und schmerzlos
Der Verhaltensphysiologe Bert Hölldobler
ist weltweit einer der besten Kenner von
Ameisen und ihren Staaten. Von ihm und
dem Soziobiologen Edward O. Wilson
erschien kürzlich das Buch »he Super­
organism«
Rainierte Kopplung von Mechanik
und Quantenmechanik
15 kelchproteine für den kampf
Schlürfen als physikalisches Phänomen
PhySikaliSche UnterhaltUngen
33 Venus-romantik
Wenn die Wolkendecke der Venus nicht
so dicht wäre, hätten ihre Bewohner
einen atemberaubenden Blick auf die
leuchtende Erde – alle acht Jahre
gegen krebs
Neuartige »Anticaline« können wie Anti­
körper Zielmoleküle selektiv ausschalten
19 tief verwurzeltes Statusdenken
Unser Gehirn ist darauf programmiert,
Hierarchien zu beachten
20 tanz der Moleküle zeigt
lebendiges bild der Zelle
Neue Methode zur Abbildung von
Molekülen in lebendem Gewebe
23 Springers einwürfe
102 Rezensionen:
Weitere rubriken
homas Bührke Die Sonne im Zentrum
3 Editorial: Ein Gütesiegel für
Wissenschaft?
8 Leserbriefe
9 Impressum
71 Im Rückblick
106 Vorschau
Roland Glaser Heilende Magnete – strahlende Handys
C. Cederbaum Wie man einen Schokoladendieb
entlarvt
Mit Robotern leben und sterben
E. B. Burger et al. Wie man den Jackpot knackt
S. Borchardt et al. Das Murmeltier-Buch
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78
erde & UmWelt
Hier spaltet sich Afrika in zwei teile
96
titel
Die Zähmung des unendlichen
54
technik & comPUter
multisensitive Bildschirme
menscH & geist
erDe & umwelt
tecHnik & computer
78 r Die Geburt eines Ozeans
WiSSenSchaft im alltag
titeL
Eine Fotoreportage lässt Sie hautnah
miterleben, wie Afrika im Afar­
Dreieck auseinanderbricht und sich
ein neues Meeresbecken öfnet – ein
ebenso seltenes wie dramatisches
Ereignis
86
eins, zwei, MP3
Datenkompression macht Musik mobil
Serie (teil vi)
die gröSSten rätSel der mathematik
54 Anderthalbfach unendlich
Eines der hartnäckigsten Probleme
der Mengenlehre, die Kontinuums­
hypothese, nähert sich einer über­
raschenden Lösung
Serie (teil ii) aUtoS der zUkUnft
88
Die Zukunft fährt elektrisch
Tanken wir schon bald an der Steck­
dose? Getrieben von Befürchtungen
über einen weltweiten Abschwung
forcieren Autohersteller die Entwicklung
von Elektrofahrzeugen – mit Erfolg
Sensible bildschirme
96
64 Die biologie des Wohlklangs
Die Wahrnehmung von Dur und Moll
gilt meist als erlernt, nicht als physiolo­
gisch vorgegeben. Doch unsere Autoren
sehen darin einen Efekt der Obertöne
Displays, auf denen sich mehrere Ob­
jekte und Dokumente parallel bewegen
lassen, könnten bald Tastaturen und
Computermäuse überlüssig machen
WiSSenSchaft & karriere
100 »Von der Forschung
bis zur Produktion«
Siemens­Wissenschaftler Martin Stetter
über die Unterschiede zwischen univer­
sitärer und industrieller Forschung
e SSay
72 Manche Schwäne sind grau
Wissenschaftstheoretiker suchen nach
einem realistischen Begrif wissenschaft­
licher Wahrheit
Titelmotiv: Linas Vepstas (http://linas.org)
die auf der titelseite angekündigten
themen sind mit r gekennzeichnet; die mit
markierten artikel inden Sie auch in
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beziehen unter: www.spektrum.de/audio
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spektrum dIrekt auf dem Weg zum Quantencomputer
InteraktIv sind elektroautos die Zukunft?
www.spektrumdirekt.de/quanten
www.spektrum.de/artikel/980525
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gedruckten Heft nur eine Auswahl präsentie-
ren können
Sind Elektroautos die Zukunft?
Richtig: Sie brauchen kein Benzin im Tank.
Doch der Strom, mit dem sie fahren, muss
erst einmal erzeugt werden und stammt
bislang vor allem aus Kohle- und Atomkraft-
werken. Geht der Automobilbau trotzdem in
die richtige Richtung (siehe auch »Die Zu-
kunft fährt elektrisch« auf S. 88)? Stimmen Sie
ab und diskutieren Sie mit unter
Neues aus der Hirnforschung
Was macht ein Genie aus? Wie lassen sich
menschliche Verhaltensweisen erklären?
Wie funktioniert das extrem komplexe Zu-
sammenspiel der Neurone? Immer tiefer
blicken Hirnforscher dank bildgebender
Verfahren in das Gehirn. »spektrumdirekt«
hält Sie auf dem Stand der Dinge
www.spektrumdirekt.de/hirnforschung
www.spektrum.de/spektrogramm
www.spektrum.de/artikel/980525
Neue Bücher im Überblick
Wie hieß noch gleich das Buch, das kürzlich
in »Spektrum der Wissenschaft« so hoch
gelobt wurde? Unsere Rezensionen inden Sie
im Gesamtüberblick auch online. Schauen Sie
nach frischem Lesestof auf
Auf dem Weg zum Quantencomputer
Noch ist er Zukunftsmusik: der Computer,
der nach quantenmechanischen Prinzipien
arbeitet. Doch Forscher beherrschen es
immer besser, einzelne Elementarteilchen
zur Informationsverarbeitung zu nutzen
Feindliche Brüder im Geiste
Es klingt nach erbitterter Gegnerschaft, wenn
ein Autor die Evolutionstheorie bestätigen, ein
anderer sich dagegen vom Darwinismus verab-
schieden möchte. Doch so weit liegen die
beiden Streithähne Joachim Bauer und Sean
B. Carroll gar nicht auseinander, sagt
»spektrumdirekt«-Rezensent Andreas Jahn
www.spektrum.de/rezensionen
www.spektrumdirekt.de/quanten
www.spektrumdirekt.de/artikel/980308
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