der spiegel luty 2008 - wie viel Mutter braucht das Kind.pdf

(6656 KB) Pobierz
Wie viel Mutter braucht das Kind?
73191093.017.png
DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
25. Februar 2008
Betr.: VW, Sexualstraftäter, Kosovo, SPIEGEL SPECIAL
U nrechtsbewusstsein scheint aus der Mode zu kommen. Das gilt wohl für viele der
Steuersünder, die nun nach und nach auffliegen, das gilt auch für den ehemals
mächtigsten Betriebsratschef Deutschlands, Klaus Volkert. SPIEGEL-Redakteur Diet-
mar Hawranek, 50, kennt Ex-VW-Mann Volkert seit mehr als zehn Jahren. Stets er-
lebte er ihn als einen selbstbewussten, mitunter selbstherrlichen Mann, der Vorstän-
den, aber auch Journalisten deutlich sagte,
was er von ihnen hielt. Als Hawranek und
SPIEGEL-Redakteur Thomas Tuma, 43,
vergangene Woche Volkert zum SPIEGEL-
Gespräch trafen, stand ihnen ein anderer
gegenüber: Nach dem langen Prozess um
die VW-Affäre wirkte Volkert nervös und
unsicher. In seinem ersten ausführlichem
Interview ist von Unrechtsbewusstsein al-
lerdings nicht sehr viel zu bemerken. 1,9
Millionen Euro Sonderbonus von VW, bezahlte Urlaube, Bordellbesuche – all das stört
Volkert weniger als die Auswirkungen aufs Private: Gegenüber seiner Ehefrau fühlt
er sich schuldig, nicht aber gegenüber dem Unternehmen. Vergangenen Freitag wur-
de Volkert zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt (Seite 100).
Hawranek, Volkert, Tuma
begegneten der SPIEGEL-Reporterin neugierig, freundlich, manche sogar aus-
gesucht höflich – jedenfalls waren sie viel umgänglicher, als Supp es erwartet hatte.
Beinahe konnte man vergessen, weshalb die Jugendlichen hier waren. Im Bosch-
Haus der Rheinischen Landeskliniken kommen junge Sexualstraftäter unter, Jugend-
liche, die ihre Schwester missbraucht oder das Nachbarskind vergewaltigt haben.
Eine Woche verbrachte Supp hier, begleitete die Jungs in die Schule, beim Fußball und
bei den Gruppengesprächen. Die Therapeuten betreiben keine Kuschelpädagogik, die
Regeln sind hart, es beginnt damit, die eigene Schuld anzuerkennen (Seite 68).
PriΔtina, der Hauptstadt des Kosovo. SPIEGEL-
Korrespondentin Renate Flottau, 63, war aus Belgrad
angereist, um die Unabhängigkeitsfeiern zu beobachten,
drei Tage würde gefeiert, mindestens, hatten ihr die
Kosovaren vorher angekündigt. Doch schon nach der
ersten Nacht zog der Alltag ein, die Fähnchen ver-
schwanden nach und nach – Flottau hatte den Eindruck,
dass die Menschen jetzt begriffen, wie wenig die Sou-
veränität ihre Lage verbessert. In das Nordkosovo, wo
viele Serben wohnen, solle sie lieber nicht gehen, riet man Flottau. Erst als am Don-
nerstagabend Serben in Belgrad die US-Botschaft verwüsteten, hellte sich die Stim-
mung wieder auf. „Die Kosovaren glauben, dass der Westen stärker an ihre Seite rückt,
je wütender die Serben sind“, sagt Flottau, „eine verquere Logik“ (Seite 124).
Flottau (in PriΔtina)
Wahlrecht erhielten – seit zweieinhalb Jahren führt eine Frau
die Regierung. Es hat sich etwas verändert im Land. Im SPIEGEL
SPECIAL „Das starke Geschlecht“ untersuchen SPIEGEL-Frauen
(und -Männer), welche Tricks und Strategien Frauen erfolgreich ma-
chen – und was noch zu tun ist. SPIEGEL SPECIAL ist ab Dienstag
am Kiosk erhältlich.
Im Internet: www.spiegel.de
der spiegel
9/2008
3
D ie Jugendlichen, die Barbara Supp, 49, im Gerhard Bosch Haus in Viersen traf,
E s war eine merkwürdig schwankende Stimmung in
N eunzig Jahre ist es her, dass Frauen in Deutschland erstmals das
73191093.018.png 73191093.019.png 73191093.020.png 73191093.001.png 73191093.002.png
In diesem Heft
Titel
Krippe oder Mutter – wie die Herdprämie
einen neuen Krieg ums Kinderwohl entfacht ........ 40
Riskantes Spiel mit den Linken Seite 24
Ausgerechnet im Endspurt
des Hamburger Wahlkampfs
hat SPD-Chef Kurt Beck die
Tür zur Linken einen Spalt
breit geöffnet. Mit seinen Ge-
dankenspielen, Andrea Ypsi-
lanti in Hessen unter Mithilfe
der Lafontaine-Partei zur
Ministerpräsidentin wählen
zu lassen, verstört er etliche
Genossen. Doch Beck denkt
über die kurzfristige Wirkung
hinaus: Er will sich in Position
bringen für die Bundestags-
wahl 2009 – als bodenständi-
ger Volkstribun.
Deutschland
Panorama: Föderalismusreform droht zu scheitern /
Pisa-Tests für Unis? / Meeresverschmutzung durch
geplante Ostseepipeline ......................................... 15
SPD: Die Wende zur Linkspartei entzweit
die Sozialdemokraten ............................................ 20
Der Politologe Franz Walter über die
Bedeutung der Lüge in der Politik ........................ 22
Wie sich SPD-Chef Kurt Beck die Macht sichert ..... 24
Linke: Interview mit Fraktionschef
Gregor Gysi über eine Zusammenarbeit
mit der SPD ........................................................... 27
Sozialdemokraten: Die Basis im Revier
strengt Wolfgang Clements Parteiausschluss an ..... 28
Affären: Wie der BND an die
Liechtensteiner Steuerdateien kam ....................... 30
Bildung: Interview mit Forschungsministerin
Annette Schavan über die Verkürzung
der Schulzeit an Gymnasien .................................. 38
Zeitgeschichte: Westliche Planspiele gegen
eine Beteiligung von Kommunisten an der
italienischen Regierung 1976 ................................. 56
Innere Sicherheit: Das Urteil des
Bundesverfassungsgerichts zur Online-
Durchsuchung gerät zur Grundsatzentscheidung ..... 58
Aufbau Ost: Polnische Pendler bescheren
dem armen Vorpommern
einen unerwarteten Aufschwung ........................... 62
Beck
klagt an Seite 100
Er war der mächtigste Betriebsrat des Landes,
nun droht ihm mehrjährige Haft. Im SPIEGEL-
Gespräch klagt Klaus Volkert an: die „Zwei-Klas-
sen-Justiz“, die VW-Eminenz Ferdinand Piëch,
die IG Metall. Und das alte VW-System samt Lust-
reisen und Nähe zum Vorstand? „Ich kann da bis
heute keinen Schaden erkennen.“
Gesellschaft
Szene: Sachbuch über den Kampf einer Frau
gegen den Islam / Wie man zu Lebzeiten im
Internet sein eigenes Begräbnis planen kann ........ 65
Eine Meldung und ihre Geschichte –
ein gescheiterter Bankräuber wird durch
ein Rubbellos zum Millionär .................................. 66
Sexualität: Eine deutsche Klinik versucht,
jugendliche Vergewaltiger zu heilen ...................... 68
Ortstermin: Das schwierige Leben der
politischen Opposition in Liechtenstein ................. 74
Volkert
Der Liechtenstein-Deal des BND Seite 30
Klammheimlich hat Heinrich Kieber aus Liechtenstein sein Geschäft mit dem Geheim-
dienst eingefädelt. Mit viel Geld und neuer Identität ist der Datendieb untergetaucht,
während die Debatten um Steuerskandal und Gerechtigkeit Deutschland spalten.
Wirtschaft
Trends: Umgeht die Post den Mindestlohn? /
Siemens-Ableger plant Personalabbau /
Stühlerücken im Lufthansa-Aufsichtsrat ................ 77
Energie: Spekulanten treiben den Ölpreis
auf immer neue Rekordhöhen ............................... 80
Staatskonzerne: Der Bahn-Börsengang
droht endgültig zu scheitern .................................. 95
Landesbanken: Der wahre Schaden
der BayernLB durch die US-Kreditkrise
wird weiter verschleiert ......................................... 97
Affären: SPIEGEL-Gespräch mit dem
ehemaligen VW-Betriebsratschef Klaus Volkert
über seine Verurteilung ....................................... 100
Gisela Friedrichsen über
den Vorwurf der Zwei-Klassen-Justiz
in den VW-Prozessen ........................................... 102
Banken: Die HSH Nordbank verklagt
die Schweizer UBS .............................................. 105
Sexualkunde Seite 164
Als Moderatorin im Musikfernsehen
wurde Charlotte Roche, 29, zur Vor-
zeigefrau einer aufmüpfigen Frauen-
generation. Ihr Buchdebüt „Feucht-
gebiete“ kombiniert muntere Sex-
Storys mit dem Appell an alle Lese-
rinnen, schamlos den eigenen Körper
zu erforschen. Im SPIEGEL-Gespräch
sagt Roche: „Vielleicht ist es wirklich
ein Porno geworden, das wäre schön.“
Medien
Trends: Redaktion der „Berliner Zeitung“
macht Ernst mit Klage gegen Chefredakteur /
ZDF verteidigt Zumwinkel-Bilder ....................... 106
Fernsehen: Vorschau / Rückblick ....................... 107
TV-Programm: Das Fernsehen ersetzt
den Sozialstaat .................................................... 108
Roche
4
Verurteilte Ex-VW-Größe
Charlotte Roches
73191093.003.png 73191093.004.png 73191093.005.png 73191093.006.png
Russlands
Wahl S. 116, 122
Knapp 109 Millionen Bürger
sollen am Sonntag darüber
entscheiden, wer ab Mai als
neuer Hausherr im Kreml
amtiert. Putins Kandidat,
Dmitrij Medwedew, ist haus-
hoher Favorit bei der Präsi-
dentenwahl. Was aber zeich-
net den blassen Juristen aus
St. Petersburg aus? Träumt
der Zarewitsch davon, es
dem bisherigen Zaren zu
zeigen? Es gibt Zweifel, dass
die geplante Doppelspitze –
Medwedew als Staatschef,
Putin als Premier – auch
wirklich funktioniert.
Ausland
Panorama: Türkische Militäroffensive gegen
kurdische Rebellen im Nordirak /
Die mächtigste Mafia kommt aus Kalabrien /
Revolutionswächter auf dem Marsch ins
iranische Parlament .............................................. 113
Russland: Putins Kronprinz auf dem Sprung ...... 116
Die Illusion von der Doppelherrschaft ................. 122
Kosovo: Angst vor dem Dominoeffekt ................ 124
Großbritannien: Das Märchen von der
Ermordung Lady Dianas ...................................... 126
USA: Panik im Clinton-Team ............................... 128
Global Village: Warum fünf Eisenbahner
im eritreischen Bergland
das koloniale Erbe Italiens pflegen ...................... 132
Sport
Szene: Beckham als Unternehmer in Brasilien /
Die 20 größten Sportsponsoren der Welt ............. 135
Fußball: Schweizer Ermittler legen ein
Schmiergeldsystem im Weltsport offen ................ 136
Radrennen: Doping-Sünder Patrik Sinkewitz
unter Druck ......................................................... 139
Wissenschaft · Technik
Prisma: Benzin aus Wasser und Luft /
Intelligenz fördert die Trunksucht ........................ 141
Medizin: Vier Millionen Deutsche leiden
unter seltenen Krankheiten ................................. 144
Rüstung: Warum schossen die Amerikaner
ihren Spionagesatelliten vom Himmel? ................ 147
Tiere: Weltmeisterschaft der Präparatoren
in Salzburg .......................................................... 148
Putin, Medwedew
Letzter Akt im Fall Diana S. 126
Der tödliche Pariser Autounfall von Diana, der Prin-
cess of Wales, beschäftigt – fast elf Jahre nach dem
Crash – nun auch den Londoner High Court. Kauf-
hauskönig Mohammed Al-Fayed wollte beweisen,
dass es sich um eine Verschwörung gehandelt habe.
Er erlebte eine Blamage.
Kultur
Szene: Kassenerfolge der Filmindustrie / Eine
Biografie rehabilitiert Heinrich Manns Frau Nelly 151
Literatur: Politik als Thema
deutscher Gegenwartsromane ............................. 154
Filme: „No Country for Old Men“ –
das grandiose Gewaltepos der Brüder Coen ........ 156
Kino: Regisseur Roland Emmerich über sein
Steinzeit-Drama „10.000 BC“ .............................. 158
Autoren: Martin Walsers neuer Roman
„Ein liebender Mann“ über
die letzte Leidenschaft des alternden Goethe ...... 160
Frauen: SPIEGEL-Gespräch mit TV-Moderatorin
Charlotte Roche über Sex, Feminismus
und ihr Skandalbuch „Feuchtgebiete“ ................. 164
Bestseller .......................................................... 166
Nahaufnahme: In Madrid wird das Schicksal
der Anne Frank als Musical verkitscht ................. 167
Diana (1990)
toten Tiere Seite 148
Sie häuten Zebras und kleben Zungen in
tote Bären. Jetzt haben die Tierpräpara-
toren in Salzburg ihre Weltmeisterschaft
abgehalten. Die Besten der Zunft schaffen
Stillleben von verblüffender Lebendigkeit.
Briefe ..................................................................... 6
Impressum, Leserservice ................................ 168
Register .............................................................. 170
Personalien ........................................................ 172
Hohlspiegel /Rückspiegel ................................ 174
Titelbild: Illustration Thomas Fluharty für den SPIEGEL
WM-Juroren mit Präparaten
Walsers Liebesroman Seite 160
Dem alten Goethe huldigt Martin Walser, 80, in seinem
Roman „Ein liebender Mann“: Die letzte Leidenschaft des
73-jährigen Dichters zu einer 19-Jährigen inszeniert er als
Hommage an die Beteiligten – und an die Liebe.
Kunst des Schnörkels
Der spanische Möbeldesigner
Jaime Hayon jagt den Mini-
malismus aus den Wohn-
zimmern. Außerdem im Kul-
turSPIEGEL: Warum Ellen
Page Hollywoods rotzfrechste
Nachwuchshoffnung ist.
Walser
der spiegel
9/2008
5
Die Schönheit der
73191093.007.png 73191093.008.png 73191093.009.png 73191093.010.png 73191093.011.png 73191093.012.png
Briefe
„Ich bin sicher, der Stoff dieser
Wintergeschichte 2008 wird noch Gegen-
stand von Agentenromanen sein und
als Drehbuchvorlage für Actionthriller die-
nen. Der Mix aus Geheimdienst,
Geldadel, Raffgier und Rufmord kann
nicht besser angerichtet sein.“
Steuerpflichtigen Steuerflüchtige werden,
kann man dies wohl kaum dem kleinen
Fürstentum anlasten.
Magdeburg
Auch wenn Deutschland keine unmittel-
baren Gebietsansprüche stellt, so verstößt
die besonders unverschämte Verletzung
der Souveränität Liechtensteins gegen in-
ternationales Recht. Die zunehmende Ka-
pitalflucht hat innerdeutsche volkswirt-
schaftliche und politische Gründe, sie ist
kein Produkt mangelhafter Moral einzelner
Akteure.
Zürich
Rolf Arnold aus Merzig im Saarland zum Titel „Gesucht: Der
Bundesnachrichtendienst bittet um Ihre Mithilfe. Staatsfeind Steuersünder“
SPIEGEL-Titel 8/2008
Martin Fürst
Völlig unrealistisches Menschenbild
Nr. 8/2008, Titel: Gesucht: Der Bundesnachrichtendienst
bittet um Ihre Mithilfe. Staatsfeind Steuersünder
Ich habe seinerzeit noch in der Schule ge-
lernt: Der schlimmste Mann im ganzen
Land, das ist der Herr Denunziant! Aber
wahrscheinlich war meine Schulzeit in den
Fünfzigern noch zu nah an den Erlebnissen
des „Dritten Reichs“, und die Lehren daraus
sind inzwischen in Vergessenheit geraten.
Madrid
Als nichtdeutscher Nachbar fragt man
sich: Ist Deutschland noch immer der alte
Obrigkeitsstaat? Wer diesem Staat etwas
vorenthält, was ihm zusteht, ist ein Staats-
feind, ein Krimineller und gehört an den
Pranger und hinter Gitter. Wenn jedoch
dieser Obrigkeitsstaat zur Steuererfassung
unter Akklamation der Amtsinhaber kri-
minell und jeder demokratischen Rechts-
norm spottend agiert, indem er zu Wirt-
schaftsspionage und Diebstahl anstiftet
und sich das noch Millionen kosten lässt,
zeigt sich, wes Geistes Kind die deutsche
Staatsverwaltung und das bundesdeutsche
Politiksystem sind. Dass dieser moderne
deutsche Staat seine Steuerpflichtigen in
einer Art und Weise schröpft wie kaum
ein anderes Land, wird geflissentlich ver-
schwiegen.
Berg (Schweiz)
Was sind wir doch für ein armseliges, dop-
pelmoraliges Volk! Den Schumachers und
Beckenbauers jubeln wir zu, die Zumwin-
kels erklären wir zum „Staatsfeind Steuer-
sünder“. Obschon in Bezug auf die Steuer-
einnahmen unseres Staates: ergebnisneu-
tral. Was fällt unseren Regierenden dazu
ein: Erhöhung der Strafen. Warum kommt
niemand auf die Idee, den Spitzensteuer-
satz zu senken. Denn 45 Prozent von nichts
ist nichts, aber 30 Prozent von einer Million
Euro sind immerhin schon mal 300 000
Euro. Da überlegt man sich doch, ob sich
eine „Steuerflucht“ überhaupt lohnt.
Gifhorn (Nieders.)
Inge Eltermann
Carl M. Holliger
Jürgen Dittert
Peinlich und entwürdigend ist der Ruf un-
serer Politiker nach höheren Strafen für
Steuersünder. Der Aufruf zur öffentlichen
Hatz, die Vorführung von Persönlichkei-
ten – nur mit Blick auf Stimmenfang – ist
unanständig und widerlich, da man selbst
die Finger im Teig bis zu den Ellbogen hat.
Allein der Standort Deutschland ist durch
die Steuergesetzgebung gefährdet.
Albstadt (Bad.-Württ.)
Der Titel erscheint mir diesmal falsch ge-
wählt und suggeriert eine gefährliche Ver-
harmlosung des Verbrechens Steuerhin-
terziehung. Es müsste besser heißen:
„Staatsfeind Steuer-Verbrecher“.
Stuttgart
Manager Zumwinkel (M.)*
Zur Persona non grata erklärt
Rüdiger Frost
Das blutrote Liechtenstein auf Ihrer Karte
macht es sehr schön deutlich: der Klein-
staat als Zecke am Leibe Europas. Wie
lange will sich Europa diesen Luxus der
Schmarotzerstaaten noch leisten, deren
Wirtschaftsleistung darin besteht, dass sie
Steuerhinterziehung decken beziehungs-
weise legalisieren?
Bremen
Die derart brutale öffentliche Hinrichtung
jenes Managers, der über 18 Jahre durch
den Umbau eines verschnarchten, ma-
roden Staatsunternehmens zu einem welt-
weit führenden Logistikkonzern Großes
geleistet hat, ist absolut unwürdig. Binnen
weniger Stunden erklärten Politik, Medien
und Gesellschaft diesen Mann zur Persona
non grata. Ohne zu differenzieren, ohne
wirklich sachlich zu berichten und zu dis-
kutieren. Fakt ist: Zumwinkel hat sich nicht
als Manager raffgierig „bedient“ oder Gel-
der illegal ins Ausland geschafft. Er hat als
wohlhabender Bürger bereits versteuertes
Geld im Ausland angelegt und – so der
Vorwurf – die Zinseinkünfte daraus nicht
in Deutschland versteuert. Das hatten wir
doch alles schon zigmal. Jetzt meldet sich
sogar Herr Ackermann als Moralapostel zu
Wort. Das ist Realsatire pur!
Köln
Werner Schmid
Ernst Thienken
Wenn ein Rechtsstaat mit derart machia-
vellistischen Mitteln Unrecht mit Unrecht
bekämpft, würde auch mich jeder Steuer-
Euro reuen. Denn die Hehlerei – und das
ist es wohl, wenn man gestohlenes Gut
käuflich erwirbt – wurde mit ebendiesen
Steuergeldern finanziert.
Schaffhausen (Schweiz)
Liechtenstein ist ein souveräner Staat. Es
hat die Bundesrepublik und ihre Vertre-
ter nicht zu interessieren, welche Steuer-
gesetzgebung sich dieser autonome Staat
gibt. Wenn aus bundesrepublikanischen
Charlotte Blank
Vor 50 Jahren der spiegel vom 26. Februar 1958
Kommentar von Jens Daniel: „Die Strategie des Nein“. Rapacki-Plan
Westdeutschlands verborgenes Ablehnungsmotiv. SPD-Wehrgutachten
Schwierige Neubearbeitung. Entschädigungen Hohenzollern fordern
Riesensummen aus Polenfonds. Indonesien Offiziersrevolte gegen
Staatspräsident Sukarno. Rundfunk Privatsender „Radio Luxembourg“
strahlt auch in Deutschland aus. Geigenhandel Schwindelprozess um
Stradivaris. Lyrik in China Maos unpolitischer Gedichtband erscheint.
Petra Zimmermann
Diese Artikel sind im Internet abzurufen unter www.spiegel.de
oder im Original-Heft unter Tel. 08106-6604 zu erwerben.
Titel: Filmclown Giulietta Masina
* Mit seinem Rechtsanwalt und Staatsanwältin Margrit
Lichtinghagen am vorvergangenen Donnerstag.
6
der spiegel
9/2008
Klaus F. Schneider
73191093.013.png 73191093.014.png 73191093.015.png 73191093.016.png
 
Zgłoś jeśli naruszono regulamin