der spiegel paĹşdziernik 2008 - Weltwirschaft.pdf

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DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
13. Oktober 2008
Betr.: Titel, Nobelpreis, SPIEGEL-Buch
S till vollzieht sich die Angst, die viele Menschen um ihr Geld haben, in diesen Tagen
an den Geldautomaten der Republik: Doppelt so viele Kunden wie sonst decken sich
dort mit Barem ein, in Innenstädten müssen Automaten, die sonst einmal pro Tag nach-
zufüllen sind, nun zwei- bis dreimal täglich mit
Nachschub versorgt werden. Niemand kann
den weiteren Verlauf der großen Finanzkrise
vorausahnen, niemand weiß, ob eine anhalten-
de Weltwirtschaftskrise droht. Politiker wagen
keine Prognose. „Ganz ohne Zweifel haben
wir Hochwasser, und wir wissen nicht, ob der
Scheitelpunkt erreicht ist“, sagt SPD-Kanzler-
kandidat Frank-Walter Steinmeier, 52, im SPIE-
GEL-Gespräch mit den Redakteuren Ralf Bes-
te, 42, Roland Nelles, 37, und Mathias Müller
von Blumencron, 48. Für die Titelgeschichte dieser Woche haben sich mehr als zwei
Dutzend SPIEGEL-Redakteure aufgemacht, um die Ereignisse zu recherchieren und zu
analysieren, in Washington und New York ebenso wie in den Schalterhallen deutscher
Banken, in den Führungsetagen hiesiger Konzerne und in Börsen und Unternehmen
in Moskau, Shanghai und Island. Was aber lässt sich aus der Krise lernen? Bundes-
präsident Horst Köhler, 65, plädiert im SPIEGEL-Gespräch mit den Redakteuren Mar-
kus Feldenkirchen, 33, und Georg Mascolo, 43, für eine internationale Konferenz nach
dem Muster jener von 1944 im amerikanischen Bretton Woods. Sie solle einen Ord-
nungsrahmen schaffen, um die Welt vor einer Katastrophe zu bewahren (Seite 22).
Feldenkirchen, Mascolo, Köhler
Stockholm am vorigen Montag nicht:
Schon seit Jahren galt Harald zur Hausen,
72, vom Deutschen Krebsforschungszentrum
in Heidelberg als Kandidat für den Medi-
zin-Nobelpreis; im Oktober vergangenen
Jahres war dort vor der Bekanntgabe der
Preisträger sogar schon eine Pressemappe
vorbereitet worden. Zur Hausen hatte ent-
deckt, dass Viren Gebärmutterhalskrebs ver-
ursachen können – die Impfung gegen diesen Tumor, die er anregte, wird zu den
bahnbrechenden Fortschritten im Kampf gegen Krebs gezählt. War der Forscher 2007
auch „ein bisschen enttäuscht“, dass er nicht ausgezeichnet wurde, hatte er in diesem
Jahr „eigentlich nicht mehr damit gerechnet“, wie er den Redakteuren Marco Evers,
42, und Johann Grolle, 46, am Rande eines SPIEGEL-Gesprächs erzählte. Auch nach
seiner Emeritierung, so zur Hausen, werde er weiterhin forschen. Derzeit geht er dem
Verdacht nach, dass Viren im Rindfleisch zu Darmkrebs führen könnten. „Aber das“,
witzelte der Wissenschaftler, „ist dann etwas für den nächsten Nobelpreis“ (Seite 160).
Evers, zur Hausen, Grolle
heute ist ungeklärt, ob er verunglückt ist, ermordet oder verschleppt
wurde. SPIEGEL-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen zeichnet den
Fall im neuen SPIEGEL-Buch „Im Zweifel gegen die Angeklagten“
(DVA, 19,95 Euro) nach und beschreibt, wie die Inhaberin und Besucher
einer Saarbrücker Kneipe in den Verdacht gerieten, Pascal sexuell miss-
braucht und möglicherweise umgebracht zu haben. Der drei Jahre an-
dauernde Prozess, so Friedrichsen, der mit Freisprüchen mangels Beweisen endete,
zeige „ein beispielhaftes Versagen der Justiz“.
Im Internet: www.spiegel.de
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V öllig unerwartet kam der Anruf aus
F ünf Jahre alt war Pascal, als er in Saarbrücken verschwand, und bis
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In diesem Heft
Titel
Die Welt am Abgrund einer globalen
Wirtschaftskrise – und was die Regierungen
noch tun können ................................................... 22
Wie Politiker und Notenbanker
den Kapitalismus entfesselten ............................... 28
SPIEGEL-Gespräch mit Bundespräsident
Horst Köhler über den Exzess der Banker und
die Notwendigkeit einer neuen Weltordnung
für den Finanzmarkt ............................................. 39
Die Investmentgeschäfte der Kämmerer werden
zur Bedrohung für deutsche Kommunen ............... 44
SPIEGEL-Gespräch mit SPD-Kanzlerkandidat
Frank-Walter Steinmeier über das
Krisenmanagement der Großen Koalition und die
Renaissance sozialdemokratischer Ideen ............... 48
Deutschland
Panorama: Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan
kostet fast drei Milliarden Euro / Nato wird ohne
deutsche Schiffe gegen somalische Piraten
vorgehen / Wessis meiden Ingenieurstudium ......... 17
Europa: Der Kaufrausch der Polen in
deutschen Grenzstädten ........................................ 51
CSU: Horst Seehofer setzt auf unbekannte
Experten und altbekannte Wahlverlierer ............... 76
Debatte: Warum die vorgeschlagene Grundgesetz-
Novelle zum Einsatz der Bundeswehr im
Innern das Vertrauen in die Verfassung zerstört .... 78
Geheimdienste: Der BND verliert seine
Top-Quelle in Iran ................................................. 82
Justiz: Missbraucht die Bundesanwaltschaft
den „Terroristen“-Paragrafen 129 a? ...................... 86
Entschädigungen: Contergan-Opfer
im Hungerstreik .................................................... 88
Merkel, Steinbrück
Die neue Staats-Wirtschaft Seiten 22 bis 48
Die Bankenkrise zwingt den Staat zu drastischen Eingriffen in die Wirtschaft. Um die Kern-
schmelze der Finanzmärkte zu verhindern, schrecken die europäischen Regierungen auch vor
einer Teilverstaatlichung der Kreditinstitute nicht zurück. Am Ende der aktuellen Krise wird
die Wirtschaft eine andere sein – mit mehr Staat und weniger Markt.
Gewaltiges Datenleck bei T-Mobile
Seite 98
Bis Ende vergangener Woche konnten die
Daten von Millionen T-Mobile-Kunden von
jedem internetfähigen Rechner abgerufen und
manipuliert werden – selbst Kontoverbindun-
gen. Erst als der SPIEGEL die Deutsche Tele-
kom mit dem Leck konfrontierte, musste alles
plötzlich sehr schnell gehen.
Gesellschaft
Szene: Surfen ohne Beine / Bildband über
künstliche Landschaften ........................................ 55
Eine Meldung und ihre Geschichte – ein
französischer Künstler heiratet seine tote Geliebte .... 56
Pädophilie: Ein Deutscher entzieht sich
auf den Philippinen einem Verfahren wegen
Kindesmissbrauchs – und arbeitet
jetzt als Schülerlotse .............................................. 58
Ortstermin: Soziologen in Jena und ihr
Kongress über „Unsichere Zeiten“......................... 75
Telekom-Vorstände Obermann, Höttges
In doppelter Mission Seite 82
Jahrelang spionierte ein iranischer Kaufmann für den BND in Teheraner Regie-
rungskreisen. Jetzt wurde „Sindbad“, so sein Tarnname, festgenommen – er soll sein
Heimatland, das er bespitzelte, zugleich mit Rüstungsgütern beliefert haben.
Wirtschaft
Trends: Wie sicher sind Lebensversicherungen? /
Opel streitet mit Konzernmutter GM /
Bahn muss bis Februar an die Börse ...................... 90
Finanzkrise: Die Turbulenzen an
den Weltfinanzmärkten erreichen die
deutsche Realwirtschaft ......................................... 94
Konzerne: Neue Sicherheitslöcher
bei den elektronischen Kundenkarteien
der Deutschen Telekom ........................................ 98
Wie der SPIEGEL die Server des Konzerns
enterte und sogar Daten änderte ......................... 100
Gewerkschaften: SPIEGEL-Gespräch mit
IG-Metall-Chef Berthold Huber über seine
Forderung nach achtprozentiger Lohnerhöhung
in Zeiten der Finanzkrise ..................................... 104
Weiterbildung: An der Passauer Universität
spielten Fachleute Korruption .............................. 110
Schluss mit der Spritlüge
Seite 152
Kein Auto muss so selten zur
Tankstelle, wie es der Her-
steller behauptet. Meist liegt
der tatsächliche Verbrauch um
etwa ein Fünftel höher. Grund
ist das veraltete Prüfverfah-
ren: Es stammt aus einer Zeit,
als noch Autos mit 20 PS über
die Straßen zuckelten. Eine
Kommission soll jetzt einen
internationalen Prüfstandard
festlegen und so Schluss ma-
chen mit der Spritlüge.
Ausland
Panorama: Deutsche Spur im Waffengeschäft
mit dem Sudan / Entscheidungsschlacht
auf Sri Lanka / Hoher Repräsentant warnt vor
der Spaltung Bosniens .......................................... 111
Finanzkrise: Der globale Absturz ....................... 114
Island: Panik vor den Bankschaltern .................. 118
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Afghanistan: Verliert der Westen den Krieg? ..... 123
Thailand: Aufstand der alten Garde .................... 126
Iran: Neue Hoffnung für Reformen ..................... 128
Frankreich: Breitgestreute Schmiergelder ........... 132
Global Village: Wie die Reichen aus aller Welt
im Pariser Hotel Ritz der Krise trotzen ................ 138
KRISE
Sport
Szene: Finanzcrash erreicht den Fußball /
Der Schweizer Fußballtrainer André Egli über
seine Arbeit in Nordkorea ................................... 141
Doping: Der Radprofi Linus Gerdemann und
der Doping-Kronzeuge Jörg Jaksche
im SPIEGEL-Streitgespräch über den Fall
Schumacher und die Folgen ................................. 142
Börsenhändler in New York
Wissenschaft · Technik
Prisma: Hahnenschrei macht sexy / Tanzseuche
im Mittelalter ....................................................... 149
Automobile: Die Spritlüge – warum
der Verbrauch immer über den Angaben
der Hersteller liegt ............................................... 152
Astrophysik: Frankfurter Geoforscher
untersuchen Sternenstaub aus unserer Galaxie ..... 154
Tiere: Agrarwüste zu Büffelland – die US-Steppe
kehrt zurück ........................................................ 158
Computer: Der neue Billigrechner Eee Box ....... 159
Medizin: SPIEGEL-Gespräch mit dem Virologen
Harald zur Hausen über seinen Nobelpreis
und 40 Jahre Kampf gegen den Krebs ................. 160
Retten, was zu retten ist Seiten 114, 118
Die Weltkrise hat mittlerweile auch Länder wie China, Russland oder die Golfstaaten erfasst,
die sich für immun hielten, weil sie über riesige Devisenreserven verfügen. Der Internationale
Währungsfonds geht davon aus, dass die schlimmste Phase erst noch bevorsteht. Am härtes-
ten hat es die Isländer getroffen, die verzweifelt versuchen, ihre Guthaben zu retten.
Klassenkampf im Land des Lächelns
Seite 126
Kultur
Szene: Museumsdirektor Max Hollein
über die Finanzkrise und das Kultursponsoring /
Polit-Theater in Bonn .......................................... 166
Buchmesse ........................................................ 168
Bestseller ........................................................... 195
Essay: Die geschockte Republik .......................... 196
Hunderte wurden verletzt, min-
destens zwei Menschen starben bei
den schwersten Unruhen in Thai-
land seit 16 Jahren. Führungslos
taumelt das Land von einer Krise in
die nächste, ein Militärputsch droht.
Auf Bangkoks Straßen probt die
Mittelklasse die Revolution. Ihr
Feind: Thaksin Shinawatra, der
Geschäftsmann und ehemalige Pre-
mier, der die Stimmen der armen
Reisbauern gewann – und noch im
Exil die Strippen zieht.
Demonstranten in Bangkok
Briefe ..................................................................... 8
Impressum, Leserservice ................................ 200
Register ............................................................. 202
Personalien ....................................................... 204
Hohlspiegel /Rückspiegel ................................ 206
Titelbild: Illustration Peter Krämer für den SPIEGEL
Dorn
Baydar
Spiegelman
Gstrein
Maier
Buchmesse
Geistesleben: Autorin Thea Dorn über den
Mangel an jüngeren Intellektuellen .................. 168
Gastland Türkei: Interview mit
der Schriftstellerin Oya Baydar über ihre
zerrissene Heimat, ihre Zeit
im Gefängnis und ihren neuen Roman ............. 172
Belletristik: Kurz vorgestellt ........................... 176
Krimi-Tipps ...................................................... 178
Romane: Deutschsprachige Autoren
präsentieren sich ungewohnt politisch .............. 182
Sachbücher: Kurz vorgestellt ......................... 186
Comics: SPIEGEL-Gespräch mit dem
Zeichner Art Spiegelman über das Ende
des amerikanischen Imperiums,
Rassismus im Wahlkampf und sein neues
Buch „Breakdowns“ ......................................... 192
Nahaufnahme: Ein Dresdner
E-Book-Unternehmen arbeitet am
Ende der Buchkultur ........................................ 198
Herbstbasar der Bücher ab Seite 168
Zur Frankfurter Buchmesse – diesmal mit dem Gastland Türkei – hat
der SPIEGEL einen Überblick über den literarischen Herbst zu-
sammengestellt, den die Berliner Autorin Thea Dorn mit einem
Essay zur Sprachlosigkeit der jüngeren deutschen Intellektuellen einleitet. Die
Redaktion stellt die wichtigsten Neuerscheinungen aus Belletristik und Sachbuch
vor, etwa die bewegenden Tagebücher der ermordeten Jüdin Ruth Maier, besucht ein
E-Book-Unternehmen und erklärt, warum deutschsprachige Autoren wie Norbert
Gstrein den politischen Roman entdecken. In Interviews äußern sich die Türkin Oya
Baydar und der US-Comic-Zeichner Art Spiegelman zu Kunst, Leben und Politik.
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FINANZ
FINANZ
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KRISE
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Briefe
„Ein präzise und schnörkellos präsentiertes
Stimmungsbild, eine messerscharf
treffende Beschreibung der Realität.
Endlich jemand, der die Schnösel
Schnösel nennt, die Krokodile anleuchtet
und dem Bild von Ackermann und
Co. einen entsprechenden textlichen
Unterbau zuweist.“
eine Wirtschaft in der Krise noch lange
keine krisenhafte Demokratie bedeutet!
Köln
Max Christian Derichweiler
Als, seit 18 Jahren, selbständiger Unter-
nehmer sehe ich ein Grundübel in den nur
den Aktienkursen verpflichteten Mana-
gern. Hier fehlt eindeutig die persönliche
Verantwortung für das Unternehmen.
Denn Hauptziel ist die Steigerung des Ak-
tienkurses und damit des eigenen Ver-
dienstes. Riskante Geschäftsmanöver kön-
nen ohne Risiko für das eigene Auskom-
men durchgeführt werden. Geht es gut,
verdient man noch mehr Millionen, geht es
schief, ist zumindestens die eigene Exis-
tenz nicht bedroht, und man verabschiedet
sich mit einer Abfindung zur nächsten Fir-
ma, siehe auch Herr Kleinfeld.
Dresden
SPIEGEL-Titel 41/2008
Christian Hertwig aus Oberhausen zum Titel
„Die Angst vor der Angst – Die gefährliche Psychologie der Finanzkrise“
Gänsehaut über den Rücken gejagt
Nr. 41/2008, Titel: Die Angst vor der Angst –
Die gefährliche Psychologie der Finanzkrise
Solange nicht die Zocker, Junkies und Kri-
minellen unter den Bankvorständen zur Pri-
me Time des Fernsehens aus den Banken an
Handschellen abgeführt werden, wird sich
nicht das Geringste ändern. Um Missver-
ständnissen vorzubeugen, es geht hier nicht
um die Verfehlungen der handelnden Per-
sonen. Das System ist marode. Schaut man
sich den Umgang der chinesischen Banker
in der Krise genauer an, wird man feststel-
len, dass China seinen Markt gegen einen
Sandro Roch
Eigentlich ist zur Bewältigung der Krise
eine bisher nicht genannte Berufsgruppe
gefragt: die Mediziner, speziell die Psych-
iater. Ihre Aufgabe wäre es, Symptome der
Geld- und Machtsucht aufzuzeigen sowie
Therapien zu entwickeln, um somit den
Erkrankten die Heilung zu ermöglichen.
Das scheint aber politisch nicht gewollt zu
sein. Warum nicht?
Berlin
Ein hervorragender Artikel, der den Werde-
gang der Finanzkatastrophe gut vermittelt.
Dem imaginären Bürger, der seinen Teil
des Gesellschaftsvertrags eingehalten, un-
ter Schmerzen und mit viel Vertrauen SPD
gewählt und (schon länger) jegliches Ver-
trauen verloren hat, hätten Sie einen Na-
men geben können: meinen.
Nackenheim (Rhld.-Pf.)
Gobby G. Schmidt
Rolf Lindner
Eigentlich ist die Bankenwelt nicht mehr
weit weg vom Pippi-Langstrumpf-Sozialis-
mus, der ja frei nach dem Motto lebt: „Ich
mache mir die Welt, wie sie mir gefällt.“
Berlin
Robert Willemelis
Selten hat mir ein Artikel im SPIEGEL
mehr Gänsehaut über den Rücken gejagt
als dieser Beitrag. Wobei, der Inhalt be-
schreibt nur das Offensichtliche, das allge-
mein zugängliche Wissen über Zusammen-
hänge von Macht und Kapital in einem
globalen Netz von realen und virtuellen
Abhängigkeiten. Was aber lauert wirklich
unter der Oberfläche? Wie ist das Verspre-
chen der Kanzlerin zur Absicherung der
„Spargroschen“ vor dem Hintergrund von
4,5 Billionen Euro angelegten Kapitals, nur
in Deutschland, zu verstehen?
Malsch (Bad.-Württ.)
Trotz der vielen Hintergrundinformationen
scheint man das Grundübel nicht erkennen
zu wollen, sondern beschreibt immer nur
das tatsächliche oder erwartete Ergebnis
oder die bereits entstandenen Leiden von
kleinen Geldgebern. Grundsatz seit Be-
ginn des Umganges mit Geld ist die Grund-
forderung: Es muss zwischen Einnahmen
und Ausgaben ein Gleichgewicht geben,
auch im zeitlichen Zu- und Abfluss. Ver-
sprechungen für den bekannten Spar-
buchsektor bringen dann nicht viel, weil
dieser nicht allein die Quelle des schädli-
chen Liquiditätsüberhangs ist.
Memmelsdorf (Bayern) F. W. Frhr. v. Rotenhan
Demonstration vor der Frankfurter Börse
Zeit der Krokodilstränen
solchen Turbokapitalismus abgeschottet hat.
Als Treppenwitz des Ganzen bleibt nur
noch festzustellen, dass die Kommunisten
die besseren Kapitalisten sind.
Frankfurt am Main
Harry Hegerding
Peter Ruppenthal
Eigentlich müsste es heißen: Zeit der Kro-
kodilstränen, die auch der SPIEGEL hier
vergießt. War es doch genau dieser, wel-
cher in seinem Wirtschaftsteil für ein un-
gehemmtes Spiel der freien Marktkräfte
plädierte und den Untergang des Abend-
landes herannahen sah, wenn Regularien
gefordert wurden.
Bad Camberg (Hessen)
Dass die freie Marktwirtschaft und die
Globalisierung nicht demokratischen Prin-
zipien folgt, ist wohl bei der Bankenkrise
jedem klargeworden. Wie klein plötzlich
Beträge werden, die sich im Milliardenbe-
reich befinden. Eines müssen die Parteien
Deutschland klarmachen, nämlich dass
Ein scheinbar treffendes Bild von den Ge-
fahren, die unter Wasser lauern, zeigt einen
großen Ausschnitt aus der Wirklichkeit.
Nur, Krokodile suchen ihre Beute an Land
oder über Wasser. Die Finanzkrokodile ha-
ben sich aber schon unter Wasser ganz
schön fett gefressen. Unter Wasser leben
viele kleine Fische, wie im richtigen Le-
ben. Die größte Gefahr geht doch von der
Demontage der Leistungsgesellschaft aus –
vom Tellerwäscher zum Millionär sollte
man durch Leistung gelangen können. Jetzt
geht das an der Börse in zehn Sekunden,
wenn auch kaum als Tellerwäscher.
Ilmenau (Thür.)
Wolfgang Fladung
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• Titel Wie ist die Weltwirtschaft zu retten?
www.spiegel.de/forum/Weltwirtschaft
• Doping Ist der Radsport am Ende?
www.spiegel.de/forum/Doping
• Telekom Welche Konsequenzen soll die Telekom
aus ihren Sicherheitsskandalen ziehen?
www.spiegel.de/forum/Telekomskandal
Dr. Klaus Leuner
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der spiegel
42/2008
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