Der Spiegel 2009 26.pdf

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Rebellion gegen die Radikalen
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Dachzeile
DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN
Hausmitteilung
22. Juni 2009
Betr.: Finanzagentur, Spätabtreibung, Preisträger
E in Geschäftsviertel am nördlichen Rand von Frankfurt am Main, ein großer Bau,
der 340 Mitarbeiter beherbergt – das ist der Sitz der „Bundesrepublik Deutsch-
land – Finanzagentur GmbH“. SPIEGEL-Reporter Alexander Smoltczyk, 50, hat das
in der Öffentlichkeit kaum bekannte Kontor besucht, in dem ein Heer von hoch-
karätigen Finanzexperten dafür sorgt, dass die Liquiditätskonten des Bundes trotz des
neuen Schuldenrekords von einer Billion Euro am Ende jedes Tages ausgeglichen sind.
Die Spezialisten kaufen und verkaufen, jonglieren und bilanzieren, doch sie müssen
sich, so Smoltczyk, „auf den Geldmärkten wie mit angezogener Handbremse bewe-
gen, weil der Bund sich kein Risiko leisten kann“. Der SPIEGEL-Mann wurde, unter
Aufsicht, auch in den strenggesicherten Bereich der Agentur vorgelassen. „Dort geht
eine große Angst vor Hackern um und davor, dass die mit erfolgreichen Attacken das
ganze Finanzsystem gefährden könnten“, sagt Smoltczyk (Seite 56).
gerschaftswoche und sechs Wo-
chen vor dem berechneten Geburts-
termin, erfuhr die Bayerin Claudia
Senge eine furchtbare Diagnose: Im
Gehirn des Fötus fehle der sogenannte
Balken, eine Nervenstruktur, welche
die rechte und die linke Hirnhälfte ver-
bindet. Ihr Kind werde wahrscheinlich
unter schweren körperlichen und geis-
tigen Behinderungen leiden, hieß es,
womöglich einhergehend mit Krampfanfällen und Verhaltensstörungen. Claudia Sen-
ge, 35, und ihr Ehemann Reinhard, 38, wollten dem Ungeborenen, aber auch sich
selbst ein solches Leben ersparen. Doch Ärzte lehnten eine Spätabtreibung ab, ob-
wohl diese nach dem Gesetz möglich ist; Ludwig kam als zweiter Sohn der Senges
zur Welt. SPIEGEL-Redakteurin Beate Lakotta, 43, begleitete die Familie im Lauf
von eineinhalb Jahren immer wieder und schildert die Torturen, die das Ehepaar in
Krankenhäusern und bei Behörden erleiden musste. „Nicht nur in Bayern, auch an-
derswo verweigern Mediziner späte Abbrüche, aus Angst, öffentlich am Pranger zu
stehen“, sagt Lakotta. Nach der Geburt aber stünden die Eltern mit ihren Kindern
„oft ziemlich allein da“ (Seite 128).
Ehepaar Senge, Sohn Ludwig, Lakotta
beste deutschsprachige Schülerzei-
tung ausgezeichnet. Unter 686 Bewer-
bern gewann der „Innfloh“, der am
Ruperti-Gymnasium im bayerischen
Mühldorf am Inn erscheint. SPIEGEL-
Chefredakteur Georg Mascolo, 44,
überreichte den „Innfloh“-Redakteu-
ren Christina Kufer, 17, Bernd Möller,
18, Anna-Lisa Behncke, 18, und Vero-
nika Widmann, 18, den ersten Preis.
Sechs Redaktionsmitglieder dürfen in
den Herbstferien für eine Woche nach Israel fahren und werden dort von SPIEGEL-
Korrespondent Christoph Schult, 37, betreut. Nachdem im vergangenen Jahr erstmals
eine Zeitung aus Norddeutschland (die „Meuterei“ aus dem niedersächsischen Nor-
denham) den ersten Platz belegt hatte, hat nun wieder der Süden die Oberhand.
Sieben der besten zehn Schülerzeitungen werden in Süddeutschland produziert.
Z um 13. Mal hat der SPIEGEL die
Mascolo, Kufer, Möller, Behncke, Widmann
Im Internet: www.spiegel.de
der spiegel
26/2009
5
V or zwei Jahren, in der 34. Schwan-
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In diesem Heft
Titel
Machtprobe im Gottesstaat .............................. 90
Auch Irans Fußballhelden protestieren ............. 96
Droht ein Krieg zwischen Iran und Israel? ...... 104
Krise Seite 24
Deutschland und die USA finden
bei den beiden Krisenthemen keine
gemeinsame Linie. In der Finanz-
politik setzt Barack Obama auf
Staatsausgaben und eine lockere
Geldpolitik, während Angela Mer-
kel das Staatsdefizit halbwegs in
Grenzen halten will. Bei der Kli-
mapolitik verweigert Amerika ein
zeitnahes Reduktionsziel. Zudem
überrascht der Präsident die Kanz-
lerin mit einem neuen Politikstil.
Das HRE-Debakel war dem
Bundesfinanzministerium frühzeitig
bekannt / Wehrbeauftragter widerspricht
Soldaten-Kritik / Union will
Kindergartenpflicht ........................................... 19
Außenpolitik:
Kanzlerin Angela Merkel
steht vor schwierigen Gesprächen mit
US-Präsident Barack Obama ............................ 24
Entführungen:
Wie eine Hilfsmission im
Jemen in einer Tragödie endete ....................... 28
Union:
Niemand hat so viel Einfluss auf
die Bundeskanzlerin wie Beate Baumann ........ 34
Affären:
Der FDP drohen
Millionenforderungen – Spätfolgen
ihres Spendenskandals ..................................... 37
Wahlkampf:
Obama, Merkel
Interview mit dem
Spitzenkandidaten der Grünen Jürgen Trittin
über mögliche Koalitionen
und umweltfreundliche Lebensstile .................. 38
Hochschulen:
Das neue Universitäts-
Management führt zu Konflikten
mit Professoren und Studenten ........................ 40
Justiz:
Tod im Flussbett
Seite 28
Im Prozess gegen den
mutmaßlichen NS-Schergen John Demjanjuk
wird juristisches Neuland betreten ................... 46
Piratenpartei:
Eine Gruppe deutscher Christen im Jemen ist
offenbar wegen ihrer Missionarsarbeit ver-
schleppt worden. Die bibeltreuen Helfer hatten
in einem Krankenhaus gearbeitet und hatten
versucht, den christlichen Glauben zu verbrei-
ten. Weltweit missionieren 9000 Deutsche in
Gottes Namen, die Hälfte von ihnen gilt als fun-
damentalistisch. Nun wächst die Kritik an den
Jesus-Jüngern, die oft kein Risiko scheuen.
Die Kämpfer
für Freiheit im Internet wollen in
den Bundestag einziehen ................................. 50
Gerichte:
Müssen sich Lehrer oder
Ärzte Zensuren von Internet-Nutzern
gefallen lassen? ................................................. 51
Gesellschaft
Szene:
Christliche Helferin Anita G., 2006
Bildband über den Geschmack
der Deutschen / Welche Merkmale
müssen Frauen haben, die mit James Bond
ins Bett gehen? ................................................. 53
Eine Meldung und ihre Geschichte –
warum ein Chinese mit dem Fahrrad auf
der Autobahn die U-Bahn suchte ..................... 54
Schulden:
Seite 40
Mit einem „Bildungsstreik“ protestierten Zehntausende Studenten dagegen, dass
die Hochschulen „zu Lernfabriken“ verkommen. Tatsächlich werden viele Univer-
sitäten längst wie Unternehmen geführt. Die Hochschulmanager scheuen keinen
Konflikt, um ihre akademischen Betriebe für den wachsenden Wettbewerb zu rüsten.
Wie eine Finanzagentur in
Frankfurt am Main die Milliarden für die
Bundesregierung auftreibt ................................ 56
Ortstermin:
In Ostwestfalen lässt ein
Deutscher gepanzerte Autos für den Einsatz
in Krisengebieten beschießen ........................... 61
Postbank will Giftpapiere
auslagern / Tiefes Loch in der Quelle-Kasse /
Lidl-Chef vor Comeback .................................. 62
Konzerne:
Daimler kämpft um seine Zukunft
Seite 64
Die Krise hat Daimler besonders hart
getroffen. Konzernchef Dieter Zet-
sche steht vor einem Dilemma: Er
muss Milliarden einsparen, um das
Überleben zu sichern. Gleichzeitig
muss er aber auch Milliarden inves-
tieren, um die Zukunft zu meistern.
Denn der Konzern braucht neue Mo-
delle und Motoren, die weniger Sprit
verbrauchen und trotzdem die Mer-
cedes-Kunden begeistern.
Um die Krise zu überleben, muss
Daimler sich neu erfinden ................................ 64
Autoindustrie:
Warum der russische
Gaz-Konzern auf Opel hofft ............................. 68
Handel:
Interview mit Metro-Chef
Eckhard Cordes über die Insolvenz des
Konkurrenten Arcandor ................................... 70
Umwelt:
Widerstand gegen die Endlagerung
von Kohlendioxid ............................................. 74
Gewerkschaften:
Ein Prozess offenbart
lockere Sitten bei der IG Metall in Wolfsburg ... 76
Entwicklungshilfe:
Interview mit
Microsoft-Gründer Bill Gates über seine
Mission als Wohltäter in Afrika ........................ 78
Mercedes-Autos
6
der spiegel
26/2009
Die Krise in der
Deutschland
Panorama:
Die Uni-Unternehmer
Wirtschaft
Trends:
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CIA-Folter führte zu
Falschaussagen / Unsichere Zukunft für
EU-Kommissionspräsident Barroso /
Berlusconis Werbung um Angela Merkel ......... 87
Argentinien:
Die schwindende Macht
der Präsidentin ............................................... 108
Türkei:
SPIEGEL-Gespräch mit Außenminister
Ahmet Davutoglu über die Vermittlungsrolle
seines Landes im Nahen Osten
und das gespannte Verhältnis zu Europa ......... 110
Global Village:
Nach dem Absturz der
Air-France-Maschine suchen zwei Männer in
Recife nach den Leichen ihrer Angehörigen .... 113
Buhrow irritiert ARD-Redakteure / Drei
verlorene Jahre für die „Berliner Zeitung“ ...... 115
Internet:
Können Online-Medien helfen,
Diktaturen zu stürzen? ................................... 116
Commerzbank sponsert
Triathlon-Team / Deutsche Handball-
Entwicklungshilfe für die USA ........................ 121
Basketball:
Mussawi-Anhänger (o.), Massenaufmarsch in Teheran, iranische Nationalspieler
Dirk Nowitzki und das Leben
eines Profis in der NBA .................................. 122
Seiten 90, 96, 104, 116
Millionen Iraner gingen Tag für Tag auf die Straße, demonstrierten für mehr
Freiheit und brachten den Gottesstaat ins Wanken. Wie an vielen Orten in der isla-
mischen Welt scheint die Anziehungskraft der fundamentalistischen Islamisten
gebrochen. Die unbotmäßigen Demonstranten ließen die Welt über YouTube und
Twitter an ihrer Rebellion teilhaben. Auch Spieler der Nationalelf solidarisierten sich
mit den Reformern um Hossein Mussawi. Nun droht das Regime mit Gewalt.
Japaner verteilen verseuchtes
Walfleisch an Schulkinder / Mauscheleien
um Mobilfunk-Studien .................................... 126
Medizin:
Wie bayerische Eltern mit
einem behinderten Kind leben, das sie
abtreiben lassen wollten ................................. 128
Religionen:
Wettlauf um deutsche
Koran-Übersetzung ........................................ 134
Abenteuer:
Mit einem Solarflugzeug
um die Welt .................................................... 135
Geschichte:
Tiere an die Front –
das Schicksal von Pferden, Elefanten und
Schweinen im Kriegseinsatz ........................... 136
Der geplatzte Traum Seite 122
Der deutsche NBA-Star Dirk Nowitzki glaubte,
in der schillerndsten Liga der Welt sein persön-
liches Glück gefunden zu haben. Anfang Mai
wurde seine Verlobte wegen Betrugs verhaftet.
Seitdem stellt er sich die Frage, „wie ich in Zu-
kunft noch mal jemandem vertrauen soll“.
Ein Luxusfertighaus vom
Stararchitekten Daniel Libeskind / Wem
widmete Beethoven sein Rondo „Für Elise“? ... 138
Unterhaltung:
Der US-Spielzeugkonzern
Hasbro verändert Hollywood mit Kinofilmen
wie „Transformers – Die Rache“ .................... 140
Raubkunst:
Der Kampf eines Holocaust-
Überlebenden um ein Nolde-Gemälde ........... 142
Literatur:
Nowitzki
Verkehrsminister
Wolfgang Tiefensee über Erich Loests
Leipzig-Roman „Löwenstadt“ ........................ 144
Bestseller
..................................................... 145
Schauspieler:
„Wir waren der Mörtel,
SPIEGEL-Gespräch
mit Leander Haußmann über
seine subversive Jugend in der DDR .............. 146
Musik:
der bröckelte“ Seite 146
Der Regisseur Leander Haußmann, der sich in
seinen Filmen „Sonnenallee“ oder „NVA“ wie-
derholt mit der DDR auseinandergesetzt hat,
erzählt im SPIEGEL-Gespräch von seiner Ju-
gend als Mitglied einer Ost-Boheme, von Drol-
ligkeiten im SED-Regime und warum es erlaubt
ist, eine Diktatur auch mit Humor zu betrachten.
Die neue Pop-Königin Little Boots ..... 150
Thriller:
Eric Ambler, dem Großmeister
des Spionage- und Polit-Krimis,
zum 100. Geburtstag ....................................... 152
Nahaufnahme:
Eat Art – wie die spanische
Künstlerin Alicia Ríos Städte verzehren lässt ... 154
............................................................... 10
Impressum, Leserservice
........................... 156
........................................................ 158
Personalien
................................................... 160
Hohlspiegel /Rückspiegel
Haußmann
........................... 162
Titelbild:
Fotos laif, action press, AFP, AP, Flickr.com / HO / DPA
der spiegel
26/2009
7
Ausland
Panorama:
Medien
Trends:
Sport
Szene:
Twittern für die Freiheit
Wissenschaft · Technik
Prisma:
Kultur
Szene:
Briefe
Register
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Briefe
„Die Treffsicherheit des SPIEGEL passte diese
Woche: Da radelt man erleichtert und mit sich
zufrieden nach der letzten Klausur zum 2. Staats-
examen nach Hause und was liegt da schon – quasi
zum Wiederrunterkommen – im Briefkasten:
‚Wir Krisenkinder‘ – samt Titelbild mit furchtbar
ernst und fast resigniert dreinblickenden jungen
Menschen. Der Deutsche leidet gern, aber ich mach
da, wenigstens für eine Woche, mal nicht mit …“
Unsere Generation wurde so konzipiert, wie
Sie es beschreiben. Eine Konsumgeneration
in Angst, die außer ein paar Schulden keinen
Schaden anrichten kann. Es ist wie in der
Matrix: Angeschlossen ans System wurde
uns das Ausbrechen abgewöhnt. Wir be-
kommen gerade so viel zurück – sei es der
Hartz-IV-Satz, die Aussicht auf Übernahme
oder gute Arbeitszeugnisse –, dass sich zu
kämpfen (noch) nicht lohnt. Nur die Frei-
heit zu jammern und Angst zu haben wurde
uns gelassen, und diese kosten wir voll und
ganz aus – bei Bionade oder Latte.
Hildesheim
Eric Joseph Finger aus Freiburg im Breisgau zum Titel
„Wir Krisenkinder – Wie junge Deutsche ihre Zukunft sehen“
Marco Blum
SPIEGEL-Titel 25/2009
Was soll aus einem schon anderes werden
als ein Krisenprofi, wenn man dieser Gene-
ration angehört? Was sind da die wenigen
Jahre der relativen Ruhe bis zum 11. Sep-
tember 2001? Was bleibt einem, als sich an
Krisen zu gewöhnen? „Untertauchen“ in
der von Ihnen beschriebenen Unsichtbar-
keit und das Wissen, dass es weitergeht – ir-
gendwie. Wenn auch keiner weiß, wie.
Dornstedt (Sachs.-Anh.) Christiane Meißler
„Wofür bin ich noch gut?“
Nr. 25/2009, Titel: Wir Krisenkinder –
Wie junge Deutsche ihre Zukunft sehen
Obwohl ich phantastisch in einem natur-
wissenschaftlichen Gebiet ausgebildet bin,
Auslandserfahrung, promoviert, geprüfte
Bewerbungsmappe, kein abstoßendes Äu-
ßeres habe – treffe ich bei meinen Be-
mühungen, einen Job zu finden, immer
wieder auf das Wort „Einstellungsstopp“,
das eine unüberwindliche Mauer darstellt.
Wir Krisenkinder – ein unterhaltsamer Ar-
tikel, der jede(n) an der einen oder ande-
ren Stelle in den Spiegel schauen lässt.
Ebenso treffend wäre der Titel „Die neue
Trümmergeneration“ gewesen: Staats-
schulden, Klimawandel, Wirtschaftskrise.
Doch auch wir, denen es seit Geburt sehr
gut ergangen ist, kennen keine Antworten
darauf – mal wieder verlässt man sich auf
die Älteren. Vielmehr beschäftigt uns nur
das eigene Individuum. Eine Generation
von Spießern, Strebern und Profilneuroti-
kern, wobei Profil in Zeiten von studiVZ
wörtlich zu nehmen ist.
Heidelberg
Meine Großeltern kämpften für freie Wah-
len, meine Eltern für freie Liebe – wofür bin
ich noch gut? Was soll ich werden, wenn
meine Eltern den sozialen Aufstieg schon
geschafft haben? Mir bleibt nur eins: ihn be-
wahren! Das ist das Traurige an meiner Ge-
neration, die keine ist. Nicht der Kampf ge-
gen die Veränderung ist unsere Daseinsbe-
rechtigung, sondern der um den Status quo.
Berlin
Julien Wilkens
Danyal Bayaz
Ich bin 21 und zähle mich voll und ganz zu
der von Ihnen beschriebenen Generation.
Und ehrlich gesagt: Es ist gruselig, aber so
wie Sie hat es noch keiner auf den Punkt
gebracht. Eigentlich beängstigend, dass sich
unsere Generation so genau entschlüsseln
lässt. Es mag befremdlich klingen, aber wir
möchten uns wirklich gern in das System
eingliedern und arbeiten, Familie haben
und an Sicherheit glauben können. Denn
was unsere Kindheit ausmachte und die
Geschichten unserer Eltern – das ist es,
nach dem wir streben, mehr nicht.
Mainz
Jugendliche bei Aktionstag in Berlin
Generation „Fußnote“
Während die Jungen von Praktikum zu
Befristung und wieder zurückgaloppieren,
schreien die Rentner auf, da sie Angst ha-
ben, ihre Kreuzfahrt zu den Malediven
nicht mehr bezahlen zu können. „Ent-
schuldigung, ich muss Ihre Rente verdie-
nen. Da bleibt mir für die Barrikaden kei-
ne Zeit.“ Die Generationsschelte klingt wie
Muff von tausend Jahren!
Heidelberg
Bei mir macht sich Verzweiflung breit. Und
Zweifel am System. Denn ich habe alles
„richtig“ gemacht und sitze trotzdem ohne
Job da. Hier läuft was falsch. Es wird kei-
ne Lebensperspektive mehr geboten, dafür
aber werden höchste Ansprüche gestellt.
Schwabmünchen (Bayern) Dr. Saskia Oehmichen
SPIEGEL ONLINE Forum
Christine Bachmann
Yes, we can. Warum soll das nicht unser
Credo sein? Sich als „Krisenkind“ zu be-
trachten wäre sowohl zynisch als auch jäm-
merlich. Zynisch ist es, weil es Krisenkinder
in Burma, Somalia und im Sudan gibt und
geben wird, nicht im Wohlstandsland
Deutschland. Jämmerlich ist es deshalb, weil
andere Länder, allen voran die USA, zeigen,
Daniel Schnock
Gibt es einen Grund, weshalb die vom
SPIEGEL so gern postulierte Gleichheit
mit Füßen getreten wird und drei junge
Frauen im Vordergrund und nur verschämt
im Hintergrund ein junger Mann auf dem
Titelbild zu sehen sind?
Frankfurt am Main
Selten fand ich meine Generation in ei-
nem Artikel so gut getroffen. Ich kann nur
sagen: „Seht her! Das sind wir!“ Während
früher der Generationenkonflikt durch
Sätze wie „Mach endlich was aus deinem
Leben“ geprägt war, heißt es heute immer
mehr: „Arbeite nicht so viel. Unternimm
mal was.“ Leichter gesagt als getan, ist
doch die einzige Möglichkeit, aus der grau-
en Masse herauszustechen, eine gute Por-
tion an Mehrarbeit: gute Noten, möglichst
viele Fremdsprachen, Auslandssemester,
Praktika, Soft Skills, sehr gute Computer-
kenntnisse und alles bitte schön in zehn
Semestern.
Braunschweig
Michael Bikadorov
Diskutieren Sie auf SPIEGEL ONLINE
Die Twitter-Revolution in Iran – Gerät der radikale
Islam in die Defensive? www.spiegel.de/forum/Iranwahl
Ist die Wissenschaft in Gefahr, wenn Unis wie
Unternehmen auftreten? www.spiegel.de/forum/Unis
Sollten Deutsche in islamischen Ländern
missionieren? www.spiegel.de/forum/Jemen
Martin Pietrek
10
der spiegel
26/2009
• Titel
• Bildung
• Jemen
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Zgłoś jeśli naruszono regulamin