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Bruno - Von der Ursache, dem Princip und dem Einen
Giordano Bruno
Von der Ursache, dem Princip
und dem Einen
(De la causa, principio, et uno)
Bruno: Von der Ursache, dem Princip und dem Einen
2
Widmungsschreiben [Auszug]
Giordano von Nola
an die Prinzipien des Universums
Der du im flutenden Meer noch weilst an der Grenze
des Orcus,
Titan, steige empor, fleh' ich, zum Sternengefild!
Wandelnde Sterne, o seht den Kreislauf mich auch
betreten,
Jenem gesellt, wenn ihr frei nur eröffnet die Bahn.
Gönne mir euere Huld, dass des Schlafes doppelte
Pforte
Weit aufstehe, wenn ich eile durchs Leere empor.
Was missgünstig die Zeit in dichten Schleier
verhüllet,
Dürft' ich's aus dunkler Nacht ziehen ans freudige
Licht!
Zauderst du, schwaches Gemüt, dein hehres Werk zu
vollenden,
Weil unwürdig die Zeit, der du die Gabe verleihst?
Wie auch der Schatten Schwall die Länder decke, du
hebe,
Unser Olymp, das Haupt frei zu dem Aether
empor!
Bruno: Von der Ursache, dem Princip und dem Einen
3
An den eignen Geist
Wurzelnd ruhet der Berg, tief mit der Erde
verwachsen,
Aber sein Scheitel ragt zu den Gestirnen empor.
Du bist beiden verwandt, mein Geist, dem Zeus wie
dem Hades,
Und doch von beiden getrennt. Mahnend ertönt dir
der Ruf:
Wahre dein Recht auf des Weltalls Höhn! Nicht
haftend am Niedern
Sinke vom Staube beschwert dumpf in des Acheron
Flut!
Nein, vielmehr zum Himmel empor! Dort suche die
Heimat!
Denn wenn ein Gott dich berührt, wirst du
flammender Glut.
Bruno: Von der Ursache, dem Princip und dem Einen
4
An die Zeit
Greis, der langsam und schnell zugleich, der
verschliesset und aufthut,
Nennt man richtiger gut, nennt man dich böse
vielmehr?
Reichlich giebst du und bist doch geizig; was du
gespendet,
Raubst du; was du gezeugt, selber vernichtest du's
auch.
Alles entspringt aus dir, dann schlingst du alles
hinunter;
Was du am Busen gehegt, pflücket dein gieriger
Schlund.
Wenn du alles erzeugst und alles zerstörest im
Wechsel,
Dürft' ich dich dann nicht gut nennen und böse
zugleich?
Doch wo umsonst in Wut du dich liebst zu grausigem
Streiche,
Strecke nicht sichelbewehrt dorthin die drohende
Hand!
Wo von des Chaos Nacht die letzten Spuren
verschwunden,
Nimmer zeige dich gut, nimmer dich böse, o Greis!
Bruno: Von der Ursache, dem Princip und dem Einen
5
Von der Liebe
Gott Amor thut mir auf die Demantpforten
Und lehrt die hehre Wahrheit mich verstehen.
Das Aug' ist meines Gottes Thor; im Sehen
Entspringt, lebt, wächst er, ewig herrscht er dorten.
Er offenbart die Wesen aller Orten;
In treuem Bild darf ich das Ferne spähen.
Mit Jugendkraft zielt er: nun ist's geschehen.
Er trifft ins Herz und sprenget alle Pforten.
O thöricht Volk, von Sinnen stumpf und öde,
Hör' auf mein Wort! denn es ist recht und tüchtig.
Kannst du's, thu' ab vom Aug' die dunkle Binde!
Ihn schiltst du blind, weil deine Augen blöde;
Weil wankelmütig du, nennst ihn du flüchtig;
Weil du unmündig, machst du ihn zum Kinde.
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