Goodkind, Terry - Das Schwert der Wahrheit 02 - Der Schatten.pdf

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Der Schatten des Magiers
Das Schwert der Wahrheit
Buch 2
Terry Goodkind
Scan: Sonnenbrille
1. Kapitel
»Kahlan«, sagte Richard, »erinnerst du dich noch, wie uns dieser Mann
bei den Schlammenschen erzählte, Rahl sei auf einem roten Dämon reitend
zu ihnen gekommen? Was hat er damit gemeint?«
Drei Tage waren sie mit Savidlin und seinen Jägern durch die Ebene
gezogen. Dann hatten sie sich verabschiedet und ihm mit einem Blick in
seine traurigen Augen versprochen, alles zu tun, um Siddin zu finden. Und
jetzt waren sie schon seit einer Woche immer weiter hinauf in das Hoch-
land gestiegen, in das Rang'Shada-Gebirge, das sich nordöstlich quer durch
das ferne Hinterland der Midlands erstreckte und diese verlassene Gegend,
die unter dem Namen Agaden bekannt war, schützend umarmte. Die
schroffen Gipfel erhoben sich um diesen Ort wie eine Dornenkrone, die
alles und jeden fernzuhalten schien.
»Das weißt du nicht?« Sie wirkte leicht überrascht.
Er schüttelte den Kopf, und sie ließ sich auf einen Felsen sacken. Vor
Müdigkeit stöhnend streifte Richard seinen Rucksack ab, ließ sich auf den
Boden fallen, lehnte sich an einen niedrigen Felsen und streckte die Arme
nach hinten aus. Sie sah anders aus, jetzt, nachdem sie sich den schwarz-
weißen Schlamm aus dem Gesicht gewaschen hatte.
»Und, was bedeutet es nun?« wiederholte er seine Frage.
»Es war ein Drache.«
»Ein Drache! In den Midlands gibt es Drachen? Ich dachte, so etwas gibt
es in Wirklichkeit nicht!«
»Doch, es gibt sie.« Sie sah ihn ungläubig an. »Ich dachte, das wüßtest
du.« Er schüttelte einmal kurz den Kopf. »Na ja, woher auch, schließlich
gibt es in Westland keine Magie. Drachen besitzen magische Kräfte. Wahr-
scheinlich können sie deshalb fliegen.«
»Ich dachte, Drachen wären nur Legenden. Alte Geschichten.« Er
schnippte einen Stein mit Daumen und Zeigefinger fort und sah zu, wie er
an einen Felsen prallte.
»Alte Geschichten von Dingen, an die man sich erinnert, schon möglich.
Wie auch immer, sie sind durchaus lebendig.« Ihr war heiß. Sie schloß die
Augen. »Es gibt verschiedene Arten. Graue, grüne, rote und noch ein paar
andere, die nicht so häufig sind. Die grauen sind die kleinsten. Sie sind
recht scheu. Die grünen sind erheblich größer. Die gerissensten und größ-
ten sind die roten. Einige Völker aus den Midlands halten sich die grauen
als Haustiere und für die Jagd. Die grünen hält sich kein Mensch. Sie sind
ziemlich dumm und schlecht gelaunt und können gefährlich werden.« Sie
öffnete die Augen, legte den Kopf schräg und sah ihn unter ihren ge-
schwungenen Brauen hervor an. »Die roten sind eine völlig andere Ge-
schichte. Blitzschnell haben die dich geschmort und gefressen. Und klug
sind sie noch dazu.«
»Sie fressen Menschen?« stöhnte Richard und rieb sich die Augen.
»Nur, wenn sie Hunger haben oder ihre Wut groß genug ist. Wir wären
für sie nur ein kleiner Happen.« Sie sah ihn aus ihren grünen Augen an.
»Ich verstehe nur nicht, wieso Rahl auf einem geritten ist.«
Richard mußte an dieses rote Etwas am Himmel denken, das im oberen
Ven Forest über ihn hinweggeflogen war, kurz bevor er Kahlan zum ersten
Mal gesehen hatte. Er warf den nächsten Stein an den Felsen. »Vermutlich
ist er deswegen so schnell und kommt so weit herum.«
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Das heißt, ich weiß nicht, war-
um sich ein roter Drache das gefallen lassen sollte. Sie sind geradezu
versessen auf ihre Freiheit und halten sich aus den Angelegenheiten der
Menschen heraus. Genaugenommen interessieren die sie einfach nicht. Sie
würden lieber sterben, als sich unterjochen zu lassen. Wie gesagt, sie
verfügen über magische Kräfte und könnten sogar diesem Kerl aus D'Hara
einige Schwierigkeiten machen. Für eine Weile wenigstens. Es wäre ihnen
sogar egal, wenn er mit einem seiner Zauber ihr Leben bedrohte. Eher
würden sie sterben, als sich beherrschen zu lassen. Sie würden ganz ein-
fach bis zum Tod kämpfen – ihrem eigenen oder dem ihres Gegners.«
Sie beugte sich zu ihm vor und senkte bedeutungsschwer die Stimme.
»Es ist schon sehr merkwürdig, wenn einer von ihnen Darken Rahl auf
seinem Rücken trägt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand über einen
roten Drachen gebietet.«
Sie sah ihn einen Augenblick lang an, richtete sich dann auf und kratzte
an der Flechte auf dem Felsen.
»Können uns diese Drachen gefährlich werden?« Er kam sich bei der
Frage ein wenig dumm vor.
»Eigentlich nicht. Bis jetzt habe ich nur einige rote von nahem gesehen.
Ich war auf einer Straße unterwegs, als einer auf das Feld neben mir
herunterstieß und sich zwei Kühe schnappte. Er trug sie beide gleichzeitig
davon. Wenn wir einem roten begegnen und er ist schlecht gelaunt, könnte
es ziemlichen Ärger geben. Aber das ist nicht sehr wahrscheinlich.«
»Wir sind schon einem roten begegnet«, erinnerte er sie ruhig. »Und das
war ziemlich übel.«
Sie antwortete nicht. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war die
Erinnerung für sie ebenso schmerzhaft wie für ihn.
»Ach, da seid ihr zwei ja!« rief eine fremde Stimme.
Die beiden schreckten hoch. Richard sprang auf und griff nach dem
Schwert. Kahlan blieb halb in der Hocke.
»Setzt euch, bleibt sitzen«, beschwichtigte sie der Mann mit erhobenen
Händen, während er den Pfad herab auf sie zukam. »Ich wollte euch nicht
erschrecken!« Beim Lachen schüttelte sich sein weißer Bart. »Ich bin's nur,
Old John. Ich habe euch gesucht. Setzt euch, setzt euch.«
Sein Bauch wölbte seinen Umhang und bebte beim Lachen. Das weiße
Haar war genau in der Mitte gescheitelt, seine langen, lockigen Brauen und
seine schweren Lider verdeckten die Augen. Wenn er lachte, legte sich sein
fröhliches, rundes Gesicht in tausend Falten. Kahlan setzte sich vorsichtig
wieder hin. Richard nur halb. Er hockte sich auf die Kante des Felsens, an
dem er gelehnt hatte. Die Hand behielt er am Schwert.
»Was soll das heißen, du hast nach uns gesucht?« fragte Richard in ei-
nem Ton, der alles andere als freundlich klang.
»Mein Freund, der alte Zauberer, hat mich geschickt…«
Richard sprang auf die Beine. »Zedd! Zedd hat dich geschickt?«
Old John hielt sich den Bauch vor Lachen. »Wie viele alte Zauberer
kennst du denn, mein Junge? Natürlich war es der alte Zedd.« Er strich
sich durch den Bart und zwinkerte den beiden zu. »Er hatte etwas Wichti-
ges zu erledigen, aber jetzt braucht er euch. Sofort. Also bat er mich, euch
zu holen. Ich hatte gerade nichts Besseres zu tun, daher war ich einverstan-
den. Er hat mir erklärt, wo ich euch finden würde. Sieht aus, als hätte er
recht behalten, wie gewöhnlich.«
Richard mußte schmunzeln. »Und, wie geht es ihm? Wo steckt er, und
wozu braucht er uns?«
Old John zupfte ein wenig fester an seinem Bart und nickte. »Er hat
mich gewarnt. Er hat mich gewarnt, du würdest eine Menge Fragen stellen.
Es geht ihm gut. Ansonsten weiß ich auch nicht, wozu er euch braucht.
Wenn Zedd gereizt ist, stellt man keine Fragen, sondern tut, was er sagt.
Genau das habe ich getan. Und jetzt bin ich hier.«
»Wo steckt er? Wie weit ist es?« Die Aussicht, Zedd wiederzusehen,
versetzte Richard in helle Aufregung.
Old John kratzte sich am Kinn und beugte sich ein Stück vor. »Kommt
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