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Ausgabe 5
newcomer
September 2009
Den Klimawandel aufhalten
Politiker und Experten wol-
len die weltweite Erderwär-
mung stoppen. Doch das zu
erreichen erweist sich als
schwierig.
zunehmende Nutzung von
Kohle und Öl. Durch sie ge-
rät Kohlendioxid (CO 2 ) in die
Erdatmosphäre und sorgt für
den „Treibhauseffekt“. Nur
eine drastische Reduzierung
dieser Abgase würde den
Anstieg der Temperaturen
zügeln.
Doch was einfach klingt
ist politisch hochkompliziert.
Sä mtliche Maßna hmen setzen
internationale Vereinbarun-
gen voraus. Keine Regierung
möchte voranschreiten, denn
A lleingänge bringen meist we-
nig. Außerdem fürchten viele
Staaten die hohen Kosten für
Reduzierungsmaßnahmen,
die die Wettbewerbsfähigkeit
der heimischen Unternehmen
gefährdet. Umweltpolitische
und wirtschaftliche Ziele ge-
raten somit in einen Konlikt.
Die Ökonomen sprechen von
einem Dilemma: Alle wol-
len Klimaschutz, doch jeder
möchte möglichst wenig be-
lastet werden.
Immerhin haben die
großen Industriestaaten
(G8), darunter Deutschland,
im Juli eine Halbierung ih-
res CO 2 -Ausstoßes bis 2050
beschlossen. Wie das klappen
soll, weiß allerdings niemand
so genau. Ein solcher Schritt
wäre zudem auch nur dann
wirksam, wenn aufstreben-
de Wirtschaftsmächte wie
China und Indien mitmach-
ten. Die jedoch möchten auf
Wirtschaftswachstum nicht
verzichten und sehen erst ein-
mal die Industriestaaten in
der Plicht, die die bisherigen
Schäden verursacht haben.
Im Rahmen der Verein-
ten Nationen (Uno) werden im
September in New York und
im Dezember in Dänemark
weitere Versuche unternom-
men, globale Vereinbarungen
zu treffen. Die Zeit ist knapp;
zumindest darüber herrscht
Einigkeit.
Temperaturanstieg von
drei bis vier Grad Celsius auf
der Erde klingt nicht drama-
tisch. Doch er hätte massive
Folgen: Dürren und Unwet-
ter träten vermehrt auf, vie-
le Pf lanzen- und Tierarten
verschwänden, der Meeres-
spiegel stiege, Hungersnöte
nähmen zu.
Hauptursache für die
globale Erwärmung ist die
* Michael Koch ist wissenschaft­
licher Mitarbeiter am Institut für
Ökonomische Bildung (IÖB).
Bundestagswahl
Welche politischen Ziele die
großen Parteien haben
SEITE 2
Fußball
Vereine wollen mit
Topspielern ihre Gewinne erhöhen
SEITE 5
Planspiel Börse startet
Nachwuchsbörsenprois erkunden
spielerisch die Aktienwelt
SONDERSEITEN I - IV
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
Fotos: Corbis; Fotomontage : Sabrina Persuhn
Die großen Industriestaaten (G8) haben eine Halbierung des CO2-Ausstoßes beschlossen
Michael Koch*
E in durchschnittlicher
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2 Handelsblatt Thema
September 2009, Nr. 5 | H
Drei Fragen an:
Jan Treibel
Parteienforscher an der NRW School of
Governance
Was macht ein
Parteienforscher?
Er beschäftigt sich
mit der Bedeutung,
der Rolle und den
Aufgaben einer
Partei. Er erforscht zum Beispiel die
Veränderung des Parteiensystems
oder den Grad der Parteienverdros­
senheit bei den Wählern und analy­
siert Parteiprogramme.
Hier residiert der deutsche Bundestag.
Welche Bedeutung haben Wahl-
programme, und wie wirkt sich die
Wirtschaftskrise auf diese aus?
Wahlprogramme sind die zentralen
Visitenkarten der Parteien. Mit dem
Programm muss sich die Partei im
Wahlkampf von den anderen abset­
zen, um möglichst viele Wäh ler zu
gewinnen. Daher gibt es bis heute
klare Unterschiede in den grund­
sätzlichen Aussagen der Parteien.
Die Wirtschaftskrise spielt im Wahl­
kampf 2009 eine ganz entscheiden­
de Rolle. Alle versuchen, die Krise zu
erklären und Lösungen aufzuzeigen.
Die Wirtschafts- und Finanzpolitik
macht somit den größten Teil der
Wahlprogramme aus.
In den Wahlprogrammen stellen die Parteien ihre Ideen für Deutschland vor
Wie viel Staat hätten
Nach vier Jahren Großer Koalition und
einer gravierenden Weltwirtschafts-
krise werben die Parteien, die bei der
Bundestagswahl 2009 antreten, mit
unterschiedlichen Programmen. Vor
allem bei der Steuerpolitik und dem
Einluss des Staats auf die Wirtschaft
gehen die Meinungen auseinander.
rungsphase (Legislaturperiode) deinie-
ren (siehe Interview).
Grob gesagt kreist der ganze Wahl-
kampf um die Frage, wie viel Staat die
Deutschen eigentlich haben wollen –
und welche Themen eine Regierung
vorrangig anpacken soll. Ob bei Steuern
(siehe Newcomer Nr. 2), Wirtschaftspo-
litik, Gesundheit, Bildung oder Famili-
enpolitik: In all diesen Feldern müssen
die Parteien entscheiden, welche Bürger,
Unternehmen oder Einrichtungen von
Änderungen proitieren sollen – und wel-
che nicht. Daneben geht es um die Ziele
der Außen- und Verteidigungspolitik,
also um die Frage, wie Deutschland in
der Welt agieren soll.
Bei vielen dieser The-
men unterscheiden sich die
fünf größten deutschen
Parteien CDU/CSU, SPD,
FDP, Grüne und Links-
partei bereits im Ansatz. Wie schon bei
früheren Wahlen betonen Union (CDU/
CSU) und FDP vor allem, dass Bürger
und Unternehmen steuerlich entlastet
Wie trefen Wähler ihre Entschei-
dungen?
Die meisten Bürger haben eine enge
Bindung an eine Partei und wäh­
len diese immer wieder. Auf einen
wachsenden Teil der Wähler, beson­
ders auf junge Menschen, trift dies
aber nicht mehr zu. Sie entscheiden
von Wahl zu Wahl neu, welcher Par­
tei sie ihre Stimme geben. Kriterien
sind dabei etwa der Auftritt der Po­
litiker im Fernsehen und die Haltung
einer Partei bei stark diskutierten
Themen wie der Atomenergie oder
der Steuerpolitik.
wahl am 27. September darüber
abstimmen, wer Deutschland die nächs-
ten vier Jahre regieren soll, geht es nicht
nur um die künftige Kanzlerin oder den
Kanzler und die Zusammensetzung des
Bundestags. Es geht vor al-
lem um inhaltliche Fragen.
Die Parteien treten mit sehr
unterschiedlichen Konzep-
ten an. Und ihre Vorstellun-
gen für Deutschland haben
natürlich direkte Auswirkungen auf den
Alltag der Bürger. Deshalb lohnt ein Blick
in die Wahlprogramme, in denen die Par-
teien ihre Ziele für die kommende Regie-
Die Konzepte
der Parteien haben
unterschiedliche
Die Fragen stellte M. Neuenroth, Mitar beiter
am Institut für Ökonomische Bildung (IÖB).
Das ausführliche Interview unter: www.han­
delsblattmachtschule.de/newcomer
Fotos: Jan Treibel, Corbis; Fotobearbeitung: Sandra Janzso
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
Sie denn gerne?
Andreas Rinke*
W enn die Bürger bei der Bundestags-
Auswirkungen.
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September 2009, Nr. 5 | H
Handelsblatt Thema
3
werden sollen. Beide vertreten auch die
Meinung, dass sich eine Vol ksw ir t scha f t
(siehe Seite 8) am besten entwickelt,
wenn der Staat den Firmen möglichst
wenig Vorgaben macht.
In den Programmen von SPD, Grü-
ne und Linkspartei dominiert dagegen
gerade nach den Erfahrungen in der
Wirtschaftskrise der Gedanke, dass die
Politik den Unternehmen durchaus stär-
ker Vorschriften machen muss. Nur so
könnte etwa eine gerechtere inanzielle
Umverteilung von Reich zu Arm und
eine größere Chancengleichheit aller
Bevölkerungsschichten er-
reicht werden.
Besonders deutlich wir-
ken sich die verschiedenen
Überzeugungen in der Steu-
erpolitik und der Frage aus,
ob der Staat neue Schulden
machen soll: Seit Monaten tobt ein Grund-
satzstreit, ob angesichts der staatlichen
Schuldenberge Steuern erhöht oder ge-
senkt werden sollten. Die FDP verspricht
die stärkste Senkung der Steuersätze
(siehe Seite 8). Ihr Argument: Müssen die
Bürger und die Unternehmen weniger
Die Program-
me der großen Par-
teien unterschei-
den sich bereits im
Ansatz.
Steuern an den Staat zahlen, haben sie
mehr Geld zur Verfügung, das sie ausge-
ben können. Dadurch kann die Wirtschaft
schneller wachsen. In der Folge steigen
die Umsätze der Unternehmen, was dem
Staat am Ende wiederum höhere Steuer-
einnahmen beschert. Auch die CDU/CSU
stellt deshalb Entlastungen in Aussicht.
Die SPD wählt einen Mittelweg. Ei-
nerseits verspricht sie Steuerentlastungen
für Bürger, die weniger verdienen. Dafür
will sie Menschen mit hohem Einkom-
men mit einer „Reichensteuer“ stärker
zur Kasse bitten und mit einer Börsen-
umsatzsteuer eine Abgabe
einführen, die beim Kauf
von Wertpapieren fällig
wird.
soll aber nicht dem Schuldenabbau die-
nen, sondern soziale Programme oder
den Bildungsbereich fördern.
Wer die Wahlprogramme liest,
muss sich allerdings eines klarmachen:
Da keine Partei die Aussicht auf eine ab-
solute Mehrheit hat, müssen Koalitionen,
also Bündnisse zwischen verschiedenen
Parteien geschlossen werden. Kanzlerin
Angela Merkel (CDU) würde am liebsten
mit den Liberalen (FDP) und SPD-Kanz-
lerkandidat Frank-Walter Steinmeier
mit den Grünen regieren. Letztlich sind
aber auch fast alle anderen Kombinati-
onen denkbar. Die Bildung einer Koali-
tion führt indes dazu, dass keine Partei
alle ihre Ziele aus dem Wahlprogramm
durchsetzen kann, sondern Kompromis-
se schließen muss. Das bedeutet, dass sie
Entscheidungen mittragen muss, die sie
so nicht gewollt und versprochen hat. Et-
liche Wähler empinden dies als „Verrat“.
Tatsächlich ist es aber eine Folge unse-
res Wahlrechts und der notwendigen
Koalitionsbildung.
Auch die Grünen
halten den Abbau der
Schulden für sehr wichtig,
wollen dafür aber die Steuern erhöhen.
So sollen die Einkommensteuer für Bes-
serverdienende und die Erbschaftsteuer
steigen. Die Linkspartei geht noch weiter
und will vor allem Vermögen, Erbschaf-
ten und höhere Einkommen wesentlich
stärker belasten. Das zusätzliche Geld
* Andreas Rinke ist Chekorrespondent Außen­
politik und stellvertretender Büroleiter Berlin
beim Handelsblatt.
Berufsbild Politiker
Minister, sind sehr unter­
schiedlich. So hat der Kanz­
lerkandidat der SPD, Frank-
Walter Steinmeier, etwa
Jura studiert. Er trat früh in
die SPD ein und wurde mit 37
Jahren Leiter des Büros des
niedersächsischen Minis­
terpräsidenten. 1998 wurde
er Kanzleramtsminister un­
ter dem damaligen Kanzler
Gerhard Schröder und 2005
schließlich Bundesaußenmi­
nister.
Die in Ostdeutschland ge­
borene CDU-Chein Angela
Merkel dagegen ist studier­
te Physikerin. Nach der ers­
ten gesamtdeutschen Bun­
destagswahl 1989 wurde sie
Bundesministerin für Frauen
und Jugend. Bei den Wah­
len 2005 stieg sie zur ersten
Bundeskanzlerin Deutsch­
lands auf.
Der Weg in den Bundestag
Eine klassische
Berufsausbil­
dung oder einen Studien­
gang gibt es für die Tätigkeit
eines Politikers nicht. Häuig
beginnt die politische Lauf­
bahn in der Jugendorgani­
sation einer Partei, etwa der
Jungen Union (CDU/CSU)
oder den Jusos (SPD). Hat
man sich mit erfolgreicher
politischer Arbeit einen Na­
men innerhalb der Partei ge­
macht, folgt gegebenenfalls
der Aufstieg über die regio­
nale und die Landesebene
auf die Bundesebene.
Mehr als drei Viertel der
Bundestagsabgeordneten
haben studiert. Sehr häuig
begegnet man im Bundes­
tag Juristen. Aber auch Leh­
rer, Ärzte und Ingenieure
sind stark in der Politik ver­
treten. Die restlichen circa
25 Prozent haben einen Aus­
bildungsabschluss.
Auch die Wege zum Regie­
rungsmitglied, also zum
Bundeskanzler oder zum
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
Fotos: Corbis; Fotobearbeitung: Sandra Janzso
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4 Proil
September 2009, Nr. 5 | H
Neelie Kroes überwacht seit 2004 als EU-Wettbewerbskommissarin das Geschehen im EU-Binnenmarkt
Europas Wettbewerbshüterin
Neelie Kroes ist so etwas wie eine
Schiedsrichterin für den europäischen
Wettbewerb. Zahlreiche Unternehmen
fürchten die strenge Kommissarin.
lie Kroes tritt immer dann auf
den Plan, wenn das Geschehen im
EU-Binnenmarkt (siehe Seite 8) durch
Preisabsprachen oder Kartellbildungen
von Unternehmen eingeschränkt wird.
„Meine Rolle ist die einer Schiedsrich-
terin. Ich lege die Spielregeln fest und
setze sie durch“, so beschreibt die Wirt-
schaftswissenschaftlerin selbst ihr Amt
und ihre Funktion auf ihrer Internet-
seite.
Dass dies nicht nur leere Worte sind,
durfte jüngst der US-Chipkonzern Intel
erfahren. Die Behörde der Niederlände-
rin verhängte eine Strafe von 1,06 Mrd.
Euro, weil das Unternehmen mit unzu-
lässigen Rabatten an Händler und Her-
steller versucht hatte, andere Anbieter
aus dem Markt zu drängen. Die beiden
Gasversorger Eon und GDF Suez kas-
sierten sogar gemeinsam eine Strafe von
1,1 Mrd. Euro. Sie hatten sich Märkte un-
tereinander aufgeteilt und so den freien
Wettbewerb verhindert.
Als die damals 63-jährige Niederlän-
derin 2004 ins Amt kam, hielten sie vie-
le Bebobachter für zu unerfahren. Auch
sorgten sich die Kritiker um ihre Neu-
EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes
tralität, da Kroes zahlreiche Beziehun-
gen zu Unternehmen hatte. Heute jedoch
gilt die Tochter eines Fuhrunternehmers
und ehemalige holländische Ministerin
für Verkehr, Post und Telekommunikati-
on als hart und kämpferisch. Sie genießt
hohen Respekt.
Neelie Kroes ist gerade 68 Jahre alt
geworden, aber an Ruhestand denkt sie
noch lange nicht. Einer ihrer nächsten
Pläne: Wettbewerbssünder sollen nicht
nur Strafen zahlen, sondern auch Scha-
densersatz an die Leidtragenden – näm-
lich die Verbraucher.
Die höchsten EU-Kartellstrafen seit 2001
In Mio. Euro
2001 462,0
Vitaminhersteller
2002 249,6 Zementhersteller
2006 272,3 Kautschuk
2007 479,7
Fahrstuhl/Rolltreppen
2008 370,0
Autoglas
2008 318,2
Wachs
2008 896,0
Autoglas
2009 1060,0
Chiphersteller
2009 553,0
Gas
* Michael Koch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter
am Institut für Ökonomische Bildung (IÖB).
Quelle: Handelsblatt Nr. 133 vom 15.7.2009 Seite 15
Buzek mit großer Mehrheit gewählt
Erstmals wird ein Osteuropäer Präsident des Europaparlaments
das Europäische Parlament einen neu-
en Präsidenten bekommen. Der 69-jährige
Pole Jerzy Buzek wird die nächsten zwei-
einhalb Jahre die Versammlungen leiten
und das Parlament nach außen vertreten.
Buzek ist der erste Osteuropäer, der ein
Führungsamt in der EU übernimmt.
Im Rahmen seiner politischen Lauf-
bahn kämpfte der studierte Chemiein-
genieur stets für die Demokratisierung
Polens und die Annäherung von Ost und
West. In seiner Zeit als Regierungschef
bereitete er maßgeblich die Aufnahme
Polens in die EU vor. 2004 war das Ziel
erreicht, und er wurde Abgeordneter im
Europaparlament.
Als Parlamentspräsident will sich
der verheiratete Vater einer Tochter vor
allem für die Menschenrechte einsetzen,
die Einheit Europas fördern und die Be-
völkerung stärker am europäischen Pro-
jekt teilhaben lassen.
* Moritz Neuenroth ist wissenschaftlicher Mitar-
beiter am Institut für Ökonomische Bildung (IÖB).
Jerzy Buzek
Fotos: YVES HERMAN/Reuters/Corbis,
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
Michael Koch*
E U-Wettbewerbskommissarin Nee-
Moritz Neuenroth*
I m Zuge der Europawahl im Juni hat
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September 2009, Nr. 5 | H
Unternehmen und Märkte
5
Spielerwechsel und hohe Ablösesummen halten Fußballclubs und Fans in Atem
Millionen für den Torerfolg
Unter Fußballvereinen herrscht ein
Preiskampf um Spitzenspieler. Inzwi-
schen gibt es einen regelrechten Markt
für Top-Prois.
nomischen Gesetzen. Wenn eine „Ware“
knapp ist und die Nachfrage hoch, steigt
der Preis. Wer bereit ist, am meisten zu
investieren, bekommt den Zuschlag. In-
ternationale Spitzenfußballer sind rar,
und die Nachfrage der großen europäi-
schen Clubs ist groß. Denn nur
mit solchen Stars im eigenen
Team spielt der Verein in-
ternational oben mit und
erhöht die Chancen auf
steigende Einnahmen
durch Champions-League-
Prämien, Fernsehrechte und
Trikotverkäufe. So erzielte zum Bei-
spiel Manchester United in der Saison
2008/09 nur im Europacup Einnahmen
von knapp 38 Mio. Euro.
Im Spielermarkt entwickeln sich
zudem immer neue Geschäftsmodelle.
In Brasilien etwa gibt es Unternehmen,
deren einzige Aufgabe darin besteht,
junge Fußballer auszubilden und
später erfolgreich nach Europa
zu verkaufen. Investoren kaufen
Anteile an den Spielern,
inanzieren damit die
Kosten und bekom-
men bei erfolgreichen
Weiterverkäufen einen
entsprechenden Anteil
zurück. In vielen Fällen
ein lukratives Geschäft für
die Beteiligten.
kunft in Turin, Mario Gomez verla-
gert seinen Arbeitsort von Stuttgart nach
München, und Nationalmannschafts-
kollege Lukas Podolski kehrt zu seinem
Heimatverein in Köln zurück. Dies sind
nur einige der Meldungen, die die Fuß-
ballfans im Vorfeld der Saison 2009/10
mit Spannung verfolgt haben.
Oft sind mit solchen Wechseln hohe
Ablöse- und Gehaltssummen verbunden.
Den Vogel schießt in diesem Sommer mal
wieder Real Madrid ab. Der neue Vereins-
boss Florentino Pérez ist in einen wahren
Kaufrausch geraten. Den Weltfußballer
des Jahres 2008 Cristiano Ronaldo ver-
plichtete er für 94 Mio. Euro, hinzu kam
unter anderem Mittelfeldspieler Kaká
für 65 Mio. Euro. Der Brasilianer wird in
den kommenden fünf Jahren geschätzte
45 Mio. Euro verdienen. Pérez will ein
Team der „Galaktischen“ bilden, das end-
lich den Erzfeind FC Barcelona in die
Schranken weist.
In Zeiten der Wirtschaftskrise wer-
den solche „Einkaufsbummel“ jedoch
auch scharf kritisiert, zumal derartige
Transfers den anvisierten Erfolg nicht
garantieren können. Aber ändern wird
sich am (Preis-)Kampf um Spitzenspieler
vorerst nichts. Dabei folgt der Markt öko-
* Michael Koch ist wissenschaftli­
cher Mitarbeiter am Institut für
Ökonomische Bildung (IÖB).
Hohe Ablöse für Cristiano Ronaldo
Kommentar von
Andreas Rinke*
schenhandels, kritisieren die einen.
Unverschämt, menschenverachtend,
die anderen.
Alles falsch. Natürlich klingt es absurd,
wenn ein Verein so viel Geld für einen
einzigen neuen Mitarbeiter ausgibt.
Aber tatsächlich sind Fußballspieler
seit langem zu einer „Ware“ geworden
– zu ihrem eigenen Vorteil. Mit den Ab­
lösesummen steigen ihre Verdienste.
Aber auch ein Weltclub wie Real Ma­
drid proitiert: Der Einkauf eines mit­
telteuren Spielers bringt wenig in­
ternationale Aufmerksamkeit. Wer
dagegen Spitzenpreise für einen
Neuerwerb zahlt, über den die ganze
Welt redet, kann oft den Großteil des
Geldes etwa über den Verkauf neuer
Ronaldo-Trikots wieder hereinspielen.
Wer hat also „Mitschuld“ an den im­
mer höheren Ablösesummen? Auch
der Käufer eines Trikots, weil er damit
Teil der Kalkulation wird.
Ein Bein für
47 Millionen
Euro?
94 Millionen Euro für einen Fußball­
spieler? Selten hat ein Fußballverein
mit einem Neuzugang derart Furo­
re gemacht wie Real Madrid mit der
Verplichtung von Cristiano Ronaldo.
Das sei eine moderne Form des Men­
* Andreas Rinke ist Chekorrespondent Außen­
politik und stellvertretender Büroleiter Berlin
beim Handelsblatt.
www.handelsblattmachtschule.de/newcomer
Fotos: Andreas Rinke, Corbis; Fotomontage: Sandra Janzso
Michael Koch*
D iego verlässt Bremen und spielt in Zu-
151503592.006.png 151503592.007.png
Zgłoś jeśli naruszono regulamin